IT-Arbeitsmarkt: Boom schon vorbei?

07.04.2008
Im ersten Quartal sank der Zuwachs an freien IT-Jobs auf 1,6 Prozent.

Selten zuvor war auf der Computermesse CeBIT in Hannover Anfang März das Klagen über fehlendes IT-Personal größer als heuer. Und nun die Adecco-Auswertung der Stellenangebote aus 40 Tageszeitungen und der computerwoche: Die Zahl der Offerten stieg im ersten Quartal gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum lediglich von 8312 auf 8447 - ein Plus von exakt 1,6 Prozent.

Noch 2007 hatte das Wachstum 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr betragen, 2006 sogar 25 Prozent . "Von einem nachlassenden Interesse der Unternehmen an IT-Fachkräften kann keine Rede sein", betont aber Sascha Theisen, Sprecher der Online-Jobbörse Stepstone. Das genaue Gegenteil sei der Fall. Zum Stichtag 7. April 2008 seien 6920 IT-Stellen auf der Jobplattform registriert gewesen, was einem Plus von 42 Prozent gegenüber dem Vorjahr entsprach. Auch Jürgen Rohrmeier, erfahrener Personalberater im IT-Sektor, sieht ungebrochene Nachfrage. Er hat allerdings eine Erklärung für das mäßige Plus im Print-Stellenmarkt parat: Weil es sich mittlerweile herumgesprochen hat, dass der IT-Arbeitsmarkt leergefegt ist - der Bitkom spricht bei einer Arbeitslosigkeit von zwei Prozent in der IT-Branche von Vollbeschäftigung -, schalten die Arbeitgeber Print-Anzeigen eher zurückhaltend. Unter Personalern sei eine gewisse Resignation eingetreten.

Keine Wechselwilligen

Was die Lage für die suchenden Unternehmen weiter erschwert, sei, dass gute IT-Experten wenig Interesse zeigen, zu wechseln. Arbeitgeber fingen an, kräftig in Mitarbeiterbindung zu investieren. Nicht nur das: Auch die Zahl der Trainee-Programme nimmt überproportional zu. "Die Betriebe probieren alles aus, um geeignete Mitarbeiter zu bekommen", betont Harald Sabin, Geschäftsführer des Berliner Beratungshauses HSC. Nicht nur von der Resonanz der Bewerber auf Print-, sondern auch auf Online-Angebote seien die Personaler oft enttäuscht. "Wer will schon einen Arbeitgeber wechseln, wenn die Auftragsbücher der eigenen Firma voll sind?", fragt der Berliner Berater.

Die meisten gedruckt inserierten freien Stellen für IT-Experten entfallen mit 2116 Angeboten nach wie vor auf die Beratungs- und Softwarehäuser - allerdings mit einem fast zehnprozentigen Rückgang gegenüber dem Vorjahr. Auch der in den letzten Monaten stark verwöhnte Maschinen- und Fahrzeugbau meldet ein leichtes Minus. Den mit Abstand stärksten Zuwachs dagegen verzeichnet der öffentliche Dienst - mit 44 Prozent. Dies sei kein Wunder, meinen Arbeitsmarktbeobachter, da der Staat verpflichtet sei, die meisten Stellen in Zeitungen auszuschreiben. Ebenfalls stärker als im Vorjahr suchten die Elektroindustrie, die Finanzbranche sowie die Verlage und TK-Firmen.

Die Frage, welche IT-Qualifikation besonders gesucht war, lässt sich eindeutig beantworten: 1938 Offerten gab es für Anwendungsentwickler, auch das aber nur 1,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Prozentual etwas kräftiger stieg das Interesse an System- und Datenbankspezialisten sowie Internet-Experten. Am stärksten gingen die Angebote für RZ-Mitarbeiter zurück - von 402 auf 306.

(hk)