In den USA setzt Beruhigung ein

IT-Arbeitsmarkt: Abkühlung oder Boom?

16.03.2001
MÜNCHEN (CW) - Während die deutschen IT-Verbandsfunktionäre die Zahl der fehlenden IT-Jobs auf eine Dreiviertelmillion für das Jahr 2003 hochgerechnet haben, streichen IT-Firmen fleißig Stellen.

Noch vor wenigen Tagen verkündete der Verband der Computerfirmen Bitkom in Berlin, dass die Zahl der 75000 nicht besetzten IT-Stellen, die in den letzten Jahren ständig kolportiert wurden, viel zu niedrig sei. In Wirklichkeit seien es 440000. Damit nicht genug: In zwei Jahren sollen über 723000 Fachkräfte fehlen. Der Branchenverband ist überzeugt, dass die Nachfrage nach Computerfachleuten auch in den nächsten Jahren wegen des starken Wachstums des IuK-Marktes auf sehr hohem Niveau bestehen bleibt.

Zurückhaltender fallen die Aussagen von europäischen Personaldienstleistern aus, wie das "Wall Street Journal" berichtet. So wird Carole Hepburn, die Chefin von Computer People, einer Schweizer Adecco-Tochter, mit der Aussage zitiert, dass amerikanische Niederlassungen in Europa beim Thema Rekrutierung auf die Bremse drücken. Aktuelles Beispiel: Die deutsche Cisco-Niederlassung in Halbergmoos am Münchner Flughafen wollte - so noch die Planungen des vorigen Jahres - in diesem Jahr ein paar hundert Mitarbeiter einstellen. Bis auf weiteres wurde nun ein Einstellungsstopp verfügt. International entlässt der Router-Hersteller sogar.

Schlimmer hat es die Mitarbeiter von Bookham Technology Plc. in England erwischt. Der Hersteller von Glasfaserkomponenten entließ 150 Beschäftigte, das sind 15 Prozent der Belegschaft. Auch aus den USA melden sich Personalexperten, die von einer Beruhigung des IT-Arbeitsmarktes sprechen. So berichtet beispielsweise Maggie Yunker von der Personalberatung Gobosh aus San Franzisko, dass sie derzeit den vom Kunden gewünschten Experten problemlos findet. In Städten wie Atlanta, Chicago, St. Louis, Minneapolis, Kansas City, Dallas und San Franzisko könnten die Firmen mittlerweile wieder aus vielen Bewerbern wählen.