Messen, steuern, simulieren

IT als Beifahrer im BMW Sauber F1.08

11.07.2008
Von Jürgen Liebherr

Zeitmessung per Transponder

Der wichtigste Bereich, der hier mit Computertechnik zu tun hat, ist die Zeitmessung. Jedes Formel-1-Auto hat einen integrierten, von den FIA-Regularien bis ins kleinste Detail vorgeschriebenen Transponder. Er sendet ein Signal (so etwas wie die Startnummer) zum Beispiel dann, wenn der Rennwagen eine Induktionsschleife überfährt. Solche befinden sich auf der Rennstrecke sowie in der Boxengasse. Das Signal gelangt via Decoder an die Datenzentrale der Zeitnahmestelle, die sich meist in der Nähe des Race-Towers befindet. Dort verarbeiten mehrere Rechner die Informationen, ordnen sie den einzelnen Fahrzeugen zu und ermitteln dann die Runden- und Zwischenzeiten. Die ausgewerteten Zeiten erhalten schließlich auch die einzelnen Teams sowie die Fernsehanstalten. Die FIA schreibt nicht nur den Transponder vor, sondern bestimmt auch, an welchen Positionen am Fahrzeug Videokameras angebracht werden dürfen.

Mit reichlich Technik ist auch der Pilot ausgestattet. Ein Display versorgt ihn mit Angaben zu Temperatur, Spritverbrauch und Drehzahl.

Extremsport Formel 1

  • Ein Formel-1-Fahrer verliert pro Grand Prix durchschnittlich zwei Kilogramm Gewicht.

  • Die Cockpittemperatur beträgt durchschnittlich 50 °C.

  • Ein Formel-1-Fahrzeug beschleunigte in unter 3 Sekunden von 0 auf 100 km/h und in etwa 5 Sekunden von 0 auf 200 km/h.

  • Bei extremen Bremsmanövern wirken kurzfristig über 5 g auf die Piloten.

  • Karbon-Bremsscheiben und -Beläge erhitzen sich beim Bremsen auf über 1.000 °C.

  • Formel-1-Reifen dürfen bis zu 130 °C heiß werden. Jenseits dieses Wertes steigt das Risiko der Blasenbildung.

  • Mindestens acht Arbeitsstunden benötigt ein Rennteam nach einem Rennen zum Zerlegen eines Fahrzeugs, für die Überprüfung beziehungsweise den Austausch einzelner Komponenten und den erneuten Zusammenbau.

  • Rund 500 Meter Datenleitung und 300 Meter Stromkabel werden pro Team im Boxenbereich bei jedem Rennen verlegt.

  • 15 Funktionen können die Piloten auf dem Display ihres Lenkrads überwachen. Darunter Basisinformationen wie eingelegter Gang, Drehzahl, Spritvorrat und Temperaturen. Auf dem Lenkrad befinden sich auch die Knöpfe für den Boxenfunk, die Trinkflasche sowie die Programmauswahl für Motor-Management und Differenzialeinstellungen.

Eigene Infrastrukturen für die Datenübertragung

Spannung pur auf der Start-Zielgeraden beim Großen Preis von Ungarn
Spannung pur auf der Start-Zielgeraden beim Großen Preis von Ungarn

Doch nicht nur die Teambox versorgt sich via Netzwerk mit Fahrzeugmesswerten. Besonders bei den entscheidenden Testläufen im Vorfeld der Rennen werden die Daten vom Fahrzeug und der Strecke auch an die meist fern gelegenen Entwicklungsabteilungen der Rennteams gesendet. Bei BMW Sauber F1 Team befinden sich die Standorte beispielsweise in Hinwil, Schweiz und in München.