Ist die CeBIT überholt? - Jein!

25.02.2005
Manche CIOs meiden die weltgrößte IT-Messe, weil sie sich von Veranstaltungen mit einem engeren Fokus effektivere Informationen versprechen. Doch für viele IT-Manager ist der Mega-Event nach wie vor ein "Must".

Frank Annuscheit,

CIO Commerzbank AG, Frankfurt am Main:

"Ich werde dieses Jahr wahrscheinlich nicht zur CeBIT fahren. Das liegt aber an Terminproblemen und nicht an den Inhalten. Grundsätzlich halte ich die CeBIT nach wie vor für eine sinnvolle und nützliche Veranstaltung, insbesondere wegen der Zusammenballung von Themen. Natürlich ist man als Entscheidungsträger in einem größeren Unternehmen in der Lage, sich die Informationen mundgerecht ins Haus liefern zu lassen - in Form von Unterlagen, Produktpräsentationen und persönlichen Gespräche. Auf der CeBIT herrscht jedoch eine gewisse kreative Grundstimmung, sie begünstigt Informationsaufnahme und -austauch. Wichtig ist allerdings eine gute Vorbereitung. Daneben haben aber auch kleinere, fachbezogene Events und Messen ihre Berechtigung."

Thomas Endres,

Konzern-CIO Lufthansa AG, Frankfurt am Main:

"Die CeBIT ist nach wie vor die weltweit größte Fachmesse für Information, Technologie und Kommunikation. Von ihr gehen wichtige Impulse in die ganze Welt. Das ist für mich eine ideale Gelegenheit, Partner zu treffen und mich über relevante Themen zu informieren. Einige Termine sind verabredet; im Rahmen der Möglichkeiten interessieren mich aber auch das generelle Stimmungsbild und die Themen, mit denen sich die Unternehmen positionieren. Ein Trendthema der CeBIT ist die Digitalisierung von Prozessen. Einzelne Firmen bieten in Ankündigungen weiterentwickelte Lösungen mit dem Fokus auf dem Business-Nutzen. Die ausschließliche Konzentration auf die IT-Kosten scheint sich abzumildern, Innovation bekommt wieder mehr Raum. Die CeBIT bietet eine gute Gelegenheit, unterschiedliche Firmen zu besuchen oder diverse Themen anzusprechen. Kleinere Events haben sicher Potenzial, laufen aber manchmal Gefahr, einen zu engen Ausschnitt abzudecken. Dafür werden dort Themen ungleich tiefer behandelt."

Michael Gorriz,

CIO Mercedes Car Group, Daimler-Chrysler AG, Stuttgart:

"Ich fahre nur alle zwei Jahre zur CeBIT und werde dehalb in diesem Jahr nicht dabei sein. Da die aktuellen Trends in diesem Jahr - hierzu zähle ich beispielsweise das Thema "Enterprise Services Architecture" - eher virtueller Natur sind, ist ein Messebesuch für mich auch nicht notwendig."

Severin Canisius,

CIO Jack Wolfskin GmbH & Co. KGaA, Idstein im Taunus:

"Ich werde auf jeden Fall auf die CeBIT fahren - nicht weil man da hin muss, sondern weil ich mich gezielt zu interessanten Themen informieren will. Das sind derzeit die Bereiche Speichervirtualisierung und Dokumenten-Management. Außerdem will ich dort bestehende Kontakte pflegen und neue knüpfen. Beim Messebesuch orientieren wir uns nicht an Hypes. Ein Marketing-getriebenes Hype-Thema - wie in den vergangenen Jahren UMTS - kann ich dieses Jahr nicht erkennen, was ich aber ganz positiv finde. Ich glaube, dass das Thema ERP wieder stark im Mittelpunkt stehen wird, auch wenn es nicht neu ist. Auch die für uns besonders interessanten Bereiche Storage und DMS werden breit vertreten sein. Meines Erachtens hat die CeBIT nach wie vor ihre Berechtigung - in diesem Jahr sogar mehr als in den beiden Jahren zuvor. Bei den Unternehmen, mit denen wir in Kontakt stehen, tut sich derzeit sowohl konjunkturell als auch auf Projektebene mehr als zuletzt. Es wird wieder investiert und in größeren Maßstäben gedacht. Da hat es durchaus Sinn, wenn sich die Branche an einem zentralen Ort trifft. Der Bedarf für eine Großmesse ist also immer noch gegeben, allerdings haben für mich kleinere Veranstaltungen deutlich an Stellenwert gewonnen."

Andreas Dietrich,

CIO Thomas Cook AG, Oberursel:

"Die CeBIT ist die ideale Messe für meine Mitarbeiter und unsere Team- beziehungsweise Gruppenleiter. Sie ist die richtige Plattform für Leute, die tiefe technische Kenntnisse brauchen und Technologie live erleben wollen. Ich halte solche Großmessen für sinnvoll, und hoffentlich wird es sie weiterhin geben. Sie erlauben es meinen Mitarbeitern, relativ schnell einen guten Überblick über das zu bekommen, was gerade angesagt ist. Für mich persönlich sind allerdings kleinere Events und Kongresse mit einem bestimmten Themenschwerpunkt wichtiger."

Friedrich Wöbking,

Vorstandsmitglied Allianz AG, München:

"Ich werde in diesem Jahr nicht zur CeBIT gehen, weil Großveranstaltungen dieser Art für mich nicht sinnvoll sind, denn sie bedeuten einen hohen Zeitaufwand bei einem begrenzten Nutzen. Kleinere Events und Kongressmessen hingegen ermöglichen gezielte und vertiefte Gespräche bei optimalem Zeiteinsatz. Vor fünf Jahren habe ich die CeBIT noch besucht. Aber heute verfüge ich über sehr gute Netzwerke, die mir eine effektivere Informationsbeschaffung ermöglichen."

Thomas Wenzel,

CIO Allessa Chemie GmbH, Frankfurt am Main:

"Für mich stehen beim Messebesuch vor allem zwei Schwerpunkte im Vordergrund: zum einen die frühzeitige Gewinnung von Eindrücken und Informationen über sich abzeichnende innovative Technologien und Trends, zum anderen praktische Ideen hinsichtlich der Umsetzung einsatzreifer Technik für das Business. Beides muss die IT im Auge behalten, um ihre Aufgabe als Business-Enabler erfolgreich wahrzunehmen. Um die knappe Zeit effizient zu nutzen, sind vorbereitete Gesprächstermine unabdingbar. Nebenbei findet man immer wieder mal ein interessantes Thema beim Schlendern durch die Stände. Großmessen haben genauso ihre Berechtigung wie kleinere Events. Um sich inspirieren zu lassen, sind Veranstaltungen wie die CeBIT sehr wichtig."

Margit Bauer,

Geschäftsführerin HVB Systems GmbH, München:

"Ich fahre sehr selten auf die CeBIT, weil ich nicht die Zeit finde, mich so gezielt darauf vorzubereiten, dass sie mir tatsächlich etwas bringen würde. Einfach dorthin zu fahren und von einem Stand zum anderen zu schlendern - dafür ist mir meine Zeit zu kostbar. Damit will ich nicht sagen, dass die CeBIT grundsätzlich ihren Sinn verloren hat: Sie kann beispielsweise als Kommunikationsdrehscheibe dienen und hat den Vorteil, dass man dort zu mehreren Themen kompetente Ansprechpartner findet. Bei der HVB Systems konzentrieren wir uns jedoch stärker auf unsere hausinterne Messe, eine kleine "HVB-CeBIT", wo auch die für uns wichtigen Partner vertreten sind und Vorträge halten. Dort können wir viel intensivere Gespräche führen."

Thomas Engel,

CIO Kühne & Nagel International AG, Schindellegi/ Schweiz und Hamburg:

"Ich gehe nicht explizit zur CeBIT, werde aber am Freitag auf Einladung an einer Podiumsdiskussion teilnehmen. Die Zeit für diese Art Großmessen läuft aus meiner Sicht allmählich ab. Heute kann man sich aktuelle Informationen via Internet ins Haus holen und sich daraufhin gezielt informieren lassen. Insofern ist jede Information auf einer Großmesse eigentlich nicht mehr neu genug. Aus diesem Grund kann man die Arbeitszeit besser verwenden; Aufwand und Kosten eines CeBIT-Besuchs zahlen sich aus meiner Sicht nicht aus. Auf Tagungen und gezielteren, kleineren Veranstaltungen kann man sich im Allgemeinen mit anderen besser austauschen." (qua)