München als Zwischenstation auf dem Weg von der "Wescon":

Israelis wissen um ihren Marktwert

23.11.1984

MÜNCHEN (kul) - Sehr selbstbewußt geben sich die Vertreter der israelischen Elektronikindustrie. Auf dem Weg von der "Wescon" in Kalifornien, dem amerikanischen Gegenstück zur electronica, haben sie in München Station gemacht, um ihre Produkte der deutschen Industrie näher zu bringen.

Die Geschichte der High Technology in Israel steht in engem Zusammenhang mit militärischen Aspekten. Ziel ist es folglich nach wie vor, so wenig wie möglich von ausländischen Lieferanten abhängig zu sein. Als sich der Erfolg bei militärischen Eigenentwicklungen einstellte, machten sich die Nahostler auf, auch andere Bereiche zu erobern: Im durchaus lukrativen kommerziellen Sektor der Elektronikbranche schienen mindestens ebenso interessante Projekte zu winken. Viele Hersteller haben sich inzwischen sogar völlig umgestellt und engagieren sich überhaupt nicht mehr auf dem Gebiet des Militärwesens.

Daß es im internatianlen Geschäft durchaus werbewirksam sein kann, auf einen solchen Background zurückzublicken, hat sich wohl inzwischen weltweit herumgesprochen. So wollen nicht nur deutsche Unternehmen damit Furore machen, den militärischen Qualitätsanforderungen zu genügen. Die Israelis stehen ihnen hier in nichts nach. So kommentiert Alon Zelzion, Produktmanager bei dem Hersteller Tadiran aus Tel Aviv: "Wir bemühen uns sehr darum, daß die für militärische Entwicklungen vorgeschriebenen Standards auch im kommerziellen Bereich Anwendung finden. Die Kontrolle bei unseren kommerziellen Produkten ist so streng, daß sie jederzeit auch höheren Anforderungen gerecht wird".

Festlegen lassen wollen sich die Israelis auch nicht, auf welche Bereiche der Elektronikindustrie sie sich in nächster Zukunft hauptsächlich konzentrieren werden. Der Markt sei sehr groß und man werde versuchen, überall mit dabei zu sein. Allerdings lasse sich verallgemeinert feststellen, daß im großen und ganzen eine Orientierung am US-Markt erfolge.

Angesichts eines solchen Selbstbewußtseins erscheint den Israelis, so jedenfalls die Aussage von Produktmanager Zelzion, scheint nicht nur eine staatlich verordnete Förderpolitik fehl am Platze zu sein. Auch Kooperation mit ausländischen Partnern wird nicht um jeden Preis angestrebt. "Für uns steht fest", so Zelzion weiter, "daß wir jeden möglichen Weg ausschöpfen wollen, um Geld zu machen. Wenn Zusammenarbeit und Joint-ventures uns dabei helfen - warum nicht" ?