IS-Manager kritisieren unflexible Kontrollfunktionen Praxisorientierte Lizenzen reduzieren Herstellerumsatz

25.03.1994

SAN MATEO (IDG) - Amerikanische IS-Manager verlieren angesichts der ueberholten Lizenzpraktiken vieler Softwarehersteller die Geduld. Eine in der Corporate Association of Microcomputer Professionals (Camp) organisierte Interessensgemeinschaft hat nun ihre eigenen Vorstellungen davon geaeussert, wie Lizenzen zu berechnen seien.

Zahlreiche Hersteller werben heute mit einer flexiblen Lizenzvergabe, aber nur wenige Applikationen bieten Tools oder Schnittstellen, mit denen auf die tatsaechliche Benutzerfrequenz reagiert werden kann. Dies gilt besonders fuer eine Client-Server- Umgebung. Die Camp kritisiert vor allem die Starrheit, mit der Lizenzen einer Anwendung auf bestimmte Server verteilt werden.

Zum Teil liegt das Lizenzpotential brach

So kann es passieren, dass sich an einem Server ueber dessen Lizenzlimit hinaus noch weitere Benutzer anmelden wollen, waehrend das Lizenzpotential eines anderen Servers mit der gleichen Anwendung zum grossen Teil brach liegt. Es gebe hier keine Moeglichkeit der schnellen Reaktion, um die Zugriffsrechte der jeweiligen Situation entsprechend verteilen zu koennen, beschwert sich Ki Wilson, Chairman bei der Camp.

Tools fuer ein exaktes unternehmensweites Lizenzmanagement mit einer umfassenden Konfigurationskontrolle koennten hier Abhilfe schaffen. Sie vermitteln dem Unternehmen zudem einen Ueberblick ueber die Anzahl der in der Praxis tatsaechlich benoetigten Lizenzen. Doch dabei koennte sich herausstellen, dass eine Firma, um allen Engpaessen vorzubeugen, recht grosszuegig eingekauft hat. Catherine Roy, Abteilungsleiterin bei der Lotus Development Corp., raeumt ein, dass beim Einsatz entsprechender Tools die Zahl inaktiver Lizenzen offengelegt wird und leicht ruecklaeufige Verkaufszahlen hingenommen werden muessten.

Manche Hersteller blockieren fast jeden Loesungsansatz

Trotzdem unterstuetzt Lotus das Begehren der Camp. Wer allerdings generell Probleme mit unternehmensweiten Lizenztechniken hat, blockiert hier jeden Loesungsansatz, so Wilson. Andere Hersteller halten elektronische Verfahren fuer problematisch, da sie den Verlust der Lizenzkontrolle und zunehmende Softwarepiraterie befuerchten. Die meisten Anbieter behandeln dieses Thema jedoch aeusserst vorsichtig, um ihre Kunden nicht zu veraergern. Die von der Camp vorgeschlagenen Loesungen orientieren sich an Features, die im Gesamtsystem nach freien Lizenzen fuer Benutzergruppen suchen, Prioritaeten zuteilen und den Administrator auf inaktive Anwender hinweisen. Laut Wilson werden diese Forderungen von den heute verfuegbaren Produkten noch nicht erfuellt. Sie beschraenken sich darauf, den Usern, die sich ueber das Lizenzlimit hinaus am Server anmelden wollen, den Zugriff zu verweigern.

Um dem Problem einigermassen zu begegnen, empfiehlt das international taetige Consulting-Unternehmen Peterson aus Chikago die Kombination eines Lizenzmanagement-Produkts wie "Sitelock" zusammen mit einer Software zur DV-Inventarisierung wie "PC Census". Auf diese Art habe man in der eigenen Firma festgestellt, dass lediglich 30 Prozent der Mitarbeiter regelmaessig eine Textverarbeitung benutzen und einige Office-Pakete unnoetige Investition waren. Eine gewisse Hoffnung knuepft Peterson an Lizenzierungsverfahren der naechsten Generation: Diese Methoden sollen beispielsweise bei Novell, Intel und Microsoft noch in diesem Jahr realisiert werden und den Vorstellungen der Camp wenigstens naeher kommen.