Host-Anbindung über 3270-Emulation:

Irma und ihre Schwestern sind Standard

27.06.1986

Unter den verschiedenen Möglichkeiten, Mikros an Mainframe-Rechner anzubinden, stellt die Emulation eines IBM-3270-Terminals eine der wichtigsten, weil gebräuchlichsten dar. Produkte, die diese Emulation durchführen, bestehen in der Regel aus einer Erweiterungskarte für den PC und einer von Diskette zu ladenden Software. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben, gibt der folgende Artikel eine Übersicht über marktgängige Emulationspakete.

Die wohl älteste PC-Zusatzkarte zur 3278-Emulation heißt "Irma". Sie stellt so etwas wie eine graue Eminenz in dieser Kategorie dar, und viele ihrer Konkurrenten besitzen eine

Betriebsart, die Irma nachbildet. Ihre Stärke ist in der Einfachheit ihrer Installation zu sehen. Keine DIP-Switches sind zu setzen, keine Brücken entsprechend dem ausgewählten Adreßbereich zu löten.

Das Emulationsprogramm läßt sich ohne viel Federlesen starten. Nachteilig macht sich das simple File-Handling bemerkbar. Irma speichert bis zu zehn Bildschirmseiten im Arbeitsspeicher.

Spezifiziert der User einen File-Namen beim Laden des Emulationsprogramms, sammelt Irma Screen-Dumps in diesem File. Die Daten lassen sich später dann auch für PC-Zwecke verwenden, müssen aber mittels eines Text-Editors um Steuerzeichen, Zeilennummern und dergleichen bereinigt werden. Noch eine Einschränkung: Falls man diese Technik anwendet, nämlich Screen-Dumps auf die Diskette zu schreiben und daraus Daten-Files aufzubauen, läßt sich das Programm nicht als "reentrant" laden, das heißt, man kann nicht zwischen PC-Anwendung und 3278-Emulation hin und her schalten.

Die mit der Irma-Karte zusammen gelieferte Software enthält zwei Filetransfer-Utilities. Das erste benutzt das IBM-Editorprogramm EDIT (bei Verwendung eines TSO-Betriebssystems), das zweite XEDIT (unter CMS). Diese Software entspricht in ihrer Einfachheit den genannten, wenig komfortablen Editoren. Aber sie ist leicht in Betrieb zu nehmen, und vor allem benötigt sie keine spezielle Software auf dem Host.

Zu Irma gibt es einige unterstützende Software auf dem Markt. Diese dient meist der Beschleunigung des Dateitransfers beziehungsweise erschließt neue Möglichkeiten, Files vom Host auf den Mikro zu laden und umgekehrt. Ein Beispiel dafür ist das Paket "Petra". Petra gilt als recht komfortabel und erlaubt den Datenaustausch in beiden Richtungen. Die Übertragung vom PC zum Host erfolgt dabei allerdings langsamer als in umgekehrter Richtung und ist auch nur für sequentielle Dateien möglich. Ähnliches gilt für, "Irmalink FT/3270" vom Irma-Hersteller DCA. Dieses Transferprogramm ermöglicht den Upload und Download von Text- und Binärfiles in Rechnerumgebungen unter CICS, VM/CMS oder MVS/TSO.

PCOX stellt gewissermaßen eine Weiterentwicklung der Irma-Karte dar. Die Hardware ist auf einer "kurzen" PC-Erweiterungskarte untergebracht. Dazu gibt es entweder die Standardsoftware oder die PCOX/ Plus-Software. Letztere unterscheidet sich von der Standardausführung durch die Möglichkeiten für File-Transfer und Window-Betrieb. Die Standardausführung bietet ähnlich wie die Irma-Grundausstattung lediglich Screen-Dumps für das Abspeichern von Dateien, ist aber dabei etwas komfortabler.

Die PCOX/Plus-Software ist in den Ausführungen "Basic" und "Advanced" erhältlich. In der "Basic"-Ausführung müssen vor dem ersten File-Transfer zwei CLISTs auf dem Host abgelegt werden. Diese entsprechen etwa einem Batch-File in DOS und können mittels des Host-Editors erstellt und abgespeichert werden, der Editor wiederum läßt sich über PCOX aufrufen. Diese Version läßt lediglich die Übertragung von Text-Files zu. Beim Download vom Host erfolgt dieser Vorgang entsprechend in umgekehrter Richtung. Die Übertragung von Binär-Files ist nur in der, "Advanced"-Betriebsart möglich. Dabei ist allerdings eine Installationshilfe durch den Mainframe-Operator erforderlich. Der File-Transfer läuft in beiden Versionen erheblich schneller ab als bei Irma-Produkten. Vier Mainframe-Sessions gleichzeitig mit einer PC-Applikation und zwei "Notepads" bietet die "Forte"-Karte 3270 PC. Die Hardware paßt in einen langen PC-Erweiterungsslot. Die Software ist nicht, wie bei anderen Produkten üblich, in einem ROM auf der Karte abgespeichert, sondern wird von einer mitgelieferten Diskette geladen. Diese Eigenschaft erleichtert das Aufdatieren.

Forte bietet eine anwenderdefinierbare Tastatur und unterstützt das Arbeiten mit einem Lichtgriffel. Der Datenverkehr mit dem Host findet über die IBM-eigenen File-Transfer-Utilities statt oder wahlweise über die Forte-Net-Software, die aber zuvor auf dem Mainframe-Rechner installiert sein muß.