IPv6: Migrationsdruck nimmt langsam zu

23.01.2002
Von Martin Seiler
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - IPv4 ist tot, propagierten schon vor acht Jahren die Väter der nächsten Internet-Protokoll-Generation, denen mit IPv6 in der Theorie der große Wurf gelungen war. Doch die Branche hat mit den Mängeln des Oldies IPv4 leben gelernt, und in Zeiten knapper Budgets erscheint eine Migration nach wie vor fraglich.

294.967.296 IP-Adressen - Ende der 70er Jahre bei der Verabschiedung der Version 4 des Internet Protocol (IPv4) schien es undenkbar, dass dieser Adressenvorrat jemals ausgeschöpft werden würde. Doch die IPv4-Väter irrten gründlich. Bedingt durch die explosionsartige Zunahme an Internet-Hosts sowie die teilweise fragwürdige Zuweisung der Nummernbereiche zeichnete sich ab 1992 eine Verknappung der Adressen ab. Ein Manko, das mit dem seit 1994 diskutierten Internet Protocol der nächsten Generation, heute als IPv6 bekannt, beseitigt werden sollte. Diese neue Variante setzt anstelle des früheren 32-Bit-Adressraums auf ein 128 Bit großes Feld. Theoretisch könnten so jedem Quadratmillimeter Erde 667 Billiarden Adressen zugewiesen werden.

Knappe Class-A-Adressen

Nachdem IPv6 trotz weiterer Vorteile wie überzeugenderer Quality of Service (QoS) oder verbesserter Sicherheits-Features in den letzten Jahren ein Schattendasein führte, steht dem Protokoll demnächst die erste große Bewährungsprobe bevor. Mit der Einführung der Mobilfunknetze der dritten Generation (UMTS) sollen alle Endgeräte eine eigene IP-Adresse erhalten. Mit IPv4 ist das nicht zu realisieren, zumal der UMTS-Standard eigentlich die Verwendung des neuen Protokolls vorsieht. Ferner zeichnet sich im asiatisch-pazifischen Raum die Tendenz ab, große landesweite IPv6-Netze einzurichten, da die dortigen Staaten nicht mehr die sonst erforderlichen Class-A-Adressräume bekommen.

Pro IPv6

größerer Adressraum, eigene IP-Kennung für jedes Endgerät möglich