J2EE-konforme Web-Software vorgestellt

Iplanet poliert Server auf

09.03.2001
MÜNCHEN (fn) - Der Softwareanbieter Iplanet, eine von Sun und Netscape gegründete Firmenallianz, hat einen überarbeiteten "Web Server" sowie drei neue Versionen des "Application Server" vorgestellt. Wichtigste Neuerung: Die Server entsprechen nun endlich der Spezifikation Java 2 Enterprise Edition (J2EE).

Dem "Web Server 6.0" verpasste Iplanet eine neue Common-Gateway-Interface-(CGI-)Engine. Zudem arbeitet die Software nach Angaben des Herstellers nun besser mit Multiprozessor-Systemen zusammen und unterstützt auch virtuelle Domains. Auf diese Weise können Unternehmen beispielsweise auf einem Server mehrere Websites fahren, was beispielsweise für Web-Hoster beziehungsweise große Firmen mit Websites für bestimmte Zielgruppen von Interesse sein dürfte.

Mit dem neuen Produkt "Application Server Standard Edition 6.0" wendet sich Iplanet an Unternehmen, die eine kostengünstige J2EE-Plattform (Java 2 Enterprise Edition) suchen. Pro CPU müssen Firmen rund 3000 Dollar hinblättern. Die Software basiert jedoch auf dem "Web Server 6.0", der um einige Funktionen erweitert wurde. Allerdings erhielt die Standard-Edition im Gegensatz zu den größeren Brüdern nicht die J2EE-Zertifizierung, da in der Software nicht alle Funktionen dieser Spezifikation implementiert wurden. Auf dem System lassen sich dennoch Java Servlets sowie Java Server Pages (JSPs) ausführen. Die Software arbeitet darüber hinaus mit Load-Balancing-Lösungen von Drittherstellern zusammen, die das Lastaufkommen gleichmäßig auf verschiedene Server verteilen. Der Anbieter verspricht eine hohe Verfügbarkeit von Web-Anwendungen: Sollte ein Server-Prozess ausfallen, springt sofort ein anderer ein, und der abgestürzte Prozess wird neu hochgefahren, ohne dass der Verwalter eingreifen muss. Das Produkt unterstützt die Verschlüsselungstechnik Secure Sockets Layer (SSL), Version 3, sowie digitale Zertifikate gemäß der Spezifikation X.509. Über eine Standard-Schnittstelle (PKCS #11) lassen sich zudem SSL-Beschleuniger einbinden, mit denen verschlüsselte Transaktionen schneller verarbeitet werden können. Ferner enthält das Produkt eine auf Java Development Kit (JDK) 1.2 zugeschnittene Laufzeitumgebung. Neben dem Datenbankzugriff via Java Database Connectivity (JDBC) und ODBC liefert Iplanet direkte Zugriffsmodule für die Datenbanken Oracle, DB2, Informix und Sybase aus.

Bei der Enterprise Edition des Application Server handelt es sich um eine zertifizierte J2EE-Plattform, die im Gegensatz zur Standard Edition beispielsweise Enterprise Javabeans (EJBs) unterstützt. Zudem steht in der Software ein Transaktionsmonitor zur Verfügung. Die Verteilung von Transaktionsdaten und Session-Informationen auf verschiedene CPUs beziehungsweise Server soll die Ausfallsicherheit der Web-Anwendung erhöhen. Zu den Modulen zur Datenbankanbindung der Standard Edition wird die Enterprise Edition mit einem Interface für SQL Server 7 von Microsoft ausgeliefert.

Die Highend-Variante Enterprise Pro Edition wurde zusätzlich mit Load-Balancing-Funktionen ausgestattet. Sie sorgen für eine Verteilung der Arbeitslast zwischen den verschiedenen Servern eines Clusters basierend beispielsweise auf den aktuellen Antwortzeiten des Servers, dessen CPU-Auslastung oder der Anzahl der laufenden Prozesse. Zur Integration von Fremdanwendungen liefert Iplanet "Enterprise Connectors" für SAP R/3 (zurzeit bis zum Release 4.6b), Peoplesoft, Cics und Tuxedo mit. Auf diese Weise lassen sich bestehende IT-Umgebungen mit J2EE-Applikationen verknüpfen. Das System erlaubt deshalb auch das Überwachen von Transaktionen, die Daten aus mehreren Quellen beziehen.

Geschäftsprozesse modellieren

Zur Realisierung von komplexen Web-Anwendungen, die eine Reihe von Funktionen und Informationen aus unterschiedlichen Backend-Applikationen und Datenquellen heranziehen müssen, hat Iplanet die "Process Mangement Architecture" entwickelt. Mit dem Zusatzprodukt "Process Builder" sollen Firmen Java-Anwendungen für den Application Server schreiben.

Für Reinhard Nürnberger, Entwicklungsleiter bei dem Systemhaus i-te Systems, das gleichzeitig Iplanet-Partner ist, zählt die Konformität zur J2EE-Spezifikation zu den wichtigsten Neuerungen der Applikations-Server. Dem Softwarespezialisten hatten Applikations-Server anderer Hersteller, die J2EE nicht voll unterstützten, bei Softwareprojekten schon einige Schwierigkeiten bereitet. Mit den neuen Systemen müssen Programmierer nun nicht mehr so viel Aufwand in die Entwicklung von Schnittstellen zu Awendungen von Drittherstellern stecken, sondern können sich auf das Schreiben von Enterprise Javabeans konzentrieren. Zudem schätzt Nürnberger die nun geschaffene Möglichkeit, direkt über JSPs auf Datenbanken zuzugreifen, ohne dafür das JDBC-Interface zu bemühen. Dies vereinfache die Entwicklung stark. Ein Unternehmen ist so in der Lage, mit JSPs die Oberfläche zu programmieren, während die Inhalte der Web-Seiten in Datenbanken gehalten werden. Über eine Java Server Page wird dabei eine EJB aufgerufen, die über einen nativen Treiber oder via ODBC-Schnittstelle die Datenquellen anzapft. Diese Methode entbindet Firmen davon, Javascript sowie spezielle Java-Klassen zu verwenden. Sie können stattdessen auch mit anderen Sprachen wie C++ Web-Applikationen schreiben, die auf dem Application Server laufen. Darüber hinaus erlaubt zumindest die Highend-Version des Iplanet Application Server, dass bereits entwickelte EJBs weiterverwendet werden beziehungsweise von einem Iplanet-System auf einen Applikations-Server eines anderen Anbieters übertragen werden können.

Preise, Verfügbarkeit, Plattformen

Iplanet Application Server, Standard Edition 6.0, 3000 Dollar pro CPU (verfügbar Juni oder Juli), unterstützte Plattformen: Microsoft Windows NT 4.0 SP5, Solaris 2.6 und 8, Red Hat Linux 6.1 (x86), HP-UX 11.0 und AIX 4.3.3.

Iplanet Enterprise Edition 6.0, 20 000 Dollar pro CPU, bereits verfügbar, unterstützte Plattformen: Windows NT 4.0 SP6, Solaris 2.6 und 8, HP-UX 11 und AIX 4.3.3.

Iplanet Enterprise Pro Edition 6.0, 40 000 Dollar pro CPU, verfügbar März, unterstützte Plattformen: Windows NT 4.0 SP5, Solaris 2.6 und Version 8.

Abb: Server-Architektur

Die neuen Applikations-Server von Iplanet sollen vor allem die Integration mit Backend-Systemen erleichtern. (Quelle: Iplanet)