IP-Telefonie: Keine Kinderkrankheiten mehr

06.02.2003
Von Martin Seiler
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Voice over IP (VoIP) wird erwachsen. Mangelnde Sprachqualität oder fehlende Funktionen sind beim Einsatz im lokalen Netz inzwischen kein Thema mehr. Für die Datennetz-Telefonie spricht: Sie ist einfacher zu administrieren, flexibler und besser in Anwendungen zu integrieren. Nur an der Interoperabilität unterschiedlicher VoIP-Systeme hapert es noch.

Keine Experimente - wenn es um Telefonie geht, wollen Unternehmen nichts riskieren. Trotz der inzwischen hohen Bedeutung von E-Mail und Fax für die Kommunikation ist die gesprochene Sprache für Anwender nach wie vor das wichtigste Medium, weil davon der laufende Betrieb stark abhängt. Kein Wunder, dass es schon einiger Überredungskünste bedarf, um eine Firma zu überzeugen, ohne konkrete Not ihre bewährte TK-Anlage auszumustern und dafür eine IP-basierende Lösung einzuführen. Dennoch steigt die Zahl der Anwender, die den Wechsel wagen.

Foto: Swyx Communications

„Ich würde keine klassische TK-Anlage mehr einsetzen“, betont Oliver Döhle, Leiter Netzwerk- und Voice-Infrastruktur bei der Daimler-Chrysler Bank AG in Stuttgart. Das Unternehmen hatte Überlegungen angestellt, ob IP-Telefonie auch für die im kommenden April neu zu beziehende Firmenzentrale in Stuttgart mit insgesamt 1000 Arbeitsplätzen als Alternative zur klassischen TK-Ausstattung in Frage kommt. Bis dato waren bei dem Finanzdienstleister Systeme von Siemens und Nortel im Einsatz. Es erfolgten Ausschreibungen sowohl für herkömmliche als auch IP-basierende Telefonsysteme.

Zur Wahl standen dabei unter anderem IP-Systeme der Anbieter Tenovis Nortel, Cisco, Siemens und schließlich Alcatel, zu dessen Gunsten die Entscheidung ausfiel. Der Anbieter garantierte dem Unternehmen für den Notfall, innerhalb von 24 Stunden wieder auf die klassische Telefonie umzustellen. Außerdem bot Alcatel zum Zeitpunkt der Ausschreibung mehr Leistungsmerkmale als die Konkurrenz. Aus Verfügbarkeitsgründen schaffte die Daimler-Chrysler Bank gleich zwei IP-Anlagen vom Typ „OmniPCX 4400“ an, die in getrennten Räumen aufgestellt wurden, um eine der alten Anlage vergleichbare Verfügbarkeit zu bieten.