Privatsphäre

iOS-Apps verschicken heimlich Nutzerdaten

03.06.2019
Von 
Kris Wallburg ist Redakteur bei der Macwelt.
Apple legt großen Wert darauf, verantwortungsvoll mit den Daten ihrer Kunden umzugehen. Doch gilt das auch für die Apps auf ihrem iPhone? Wissen Sie, welche Daten ihr iPhone verschickt, während Sie schlafen? Ein Bericht deckt auf, wie Apps Nutzerdaten erheben und versenden, selbst wenn Sie diese Apps gar nicht geöffnet haben.

"What happens on your iPhone, stays on your iPhone". Zu deutsch "Was auf deinem iPhone passiert, bleibt auf deinem iPhone". Mit dieser Werbekampangne reagierte Apple auf die ständigen Diskussionen rund um Nutzerdaten und Tracking. Apple möchte seinen Kunden vermitteln: "Bei uns sind eure Daten sicher", und damit ein Alleinstellungsmerkmal schaffen gegenüber der Konkurrenz. Denn gerade Android-Systeme sind als große Datensammler bekannt. Wenig verwunderlich, stammt es doch aus dem Hause der Mutter aller Datensammler: Google.

Die Hintergrundaktualisierung machen sich viele Apps zunutzen, um Nutzerdaten an die eigenen Server zu senden.
Die Hintergrundaktualisierung machen sich viele Apps zunutzen, um Nutzerdaten an die eigenen Server zu senden.
Foto: Apple

Und tatsächlich - Apple zeigt, wie der Umgang mit Nutzerdaten vonstattengehen kann. Immer mehr Daten werden nur noch lokal gespeichert, spezielle Sicherheitschip sorgen dafür, dass diese auch sicher verschlüsselt sind. Aber was ist eigentlich mit den Apps auf ihrem iPhone oder iPad. Diese kommen schließlich größtenteils von Dritt-Anbietern, und die haben sich sicher nicht so stark dem Datenschutz verschrieben wie Apple. Die Washington Post hat sich mit der Datenschutzfirma Disconnect zusammengetan und getestet, wann und welche Daten iOS-Apps verschicken. Mit einem erschreckenden Ergebnis.

5400 Tracker im Hintergrund - in einer Woche

In Vorbereitung auf das Experiment stellte Disconnect Software zur Verfügung, um den ein- und ausgehenden Datenverkehr zu überwachen. Diese Software registriert, welche Apps Daten verschicken, wann sie es tun und an wen. Nach einer Woche die Erkenntnis: Über 5400 Tracker wurden von den Apps eingesetzt, um Nutzerdaten zu verschicken. Und zwar nicht nur während der Nutzung der Apps, sondern auch nachts. Und zwar mithilfe der Hintergrundaktualisierung. Die Hintergrundaktualisierung ist eine Funktion in iOS, die es Apps erlaubt, Daten zu erhalten und zu versenden, auch wenn die App gar nicht geöffnet ist. Das soll in erster Linie dazu dienen, dass Apps schneller aktualisiert sind, wenn Sie diese öffnen. Zum Beispiel eine Wetter-App, die Ihnen sofort das aktuelle Wetter anzeigt, ohne die Daten erstmal laden zu müssen. Doch das Experiment zeigt, dass viele Apps diese Funktion missbrauchen, um regelmäßig Nutzerdaten an Marketing- und Trackingfirmen zu senden.

Name, Anschrift, IP-Adresse

Die Liste der Apps, die unbemerkt Nutzerdaten verschicken, ist lang und voller großer Namen: Microsoft OneDrive, Nike, Spotify, the Weather Channel, sogar die eigene App der Washington Post. Das sind nur einige Beispiele. Viele der Tracker, so erklären die Anbieter auf Nachfrage der Washington Post, dienen dazu, die Performance der Apps zu verbessern. Andere haben offensichtlich den Zweck, personalisierte Werbung anzuzeigen und den Erfolg von Marketing-Maßnahmen zu tracken. Die App des amerikanischen Lebensmittel-Lieferservice DoorDash hat alleine fünf Tracker von Google und Facebook aktiv. Und einen weiteren, der die Adresse des Nutzers, den Namen, die E-Mail-Adresse und den Handyanbieter des Nutzers aufzeichnet und an die DoorDash-Server verschickt. Diese Daten sollen, so DoorDash, die Performance der App überwachen. Die App des Empfehlungs- und Bewertungsportal Yelp verschickt sogar alle fünf Minuten die E-Mail-Adresse des Nutzers an die Server des Unternehmens. Das Unternehmen äußerte sich dazu und gab an, dass es sich nicht um einen Tracker, sondern ein Bug handelt.

Wie Apple seine Nutzer noch besser schützen könnte

Könnte Apple noch mehr unternehmen, um seine Kunden besser zu schützen. Kurz gesagt: Ja. Aber es ist eine schwiere Aufgabe. Denn es können nicht einfach alle Verbindungen, die von Apps ausgehen, eingeschränkt werden. Viele davon sind für die Funktionalität einer App zwingend notwendig. Aber Apple könnte an einigen Stellen Anpassungen vornehmen, um die Kontrolle des Kunden über seine Daten zu erhöhen. Den Safari-Browser hat Apple bereits mit Werkzeugen ausgestatten, Tracking durch besuchte Webseiten zu verhindern. Ein ähnlicher Mechanismus könnte in iOS installiert werden, um dem Nutzer mehr Kontrolle darüber zu geben, welche Apps zu welchem Zeitpunkt Daten verschicken. Ein Menü, das Tracking-Aktivität dem Nutzer in einer Übersicht wiedergibt wäre ebenfalls ein guter Schritt.

So können Sie sich schützen

Doch Sie als Nutzer sind nicht allein auf Apple angewiesen. Es gibt viele Apps, die Abhilfe schaffen können. VPN-Dienste helfen bei der Anonymisierung ihrer Daten und können zusätzlich Tracker blockieren. Doch auch hier ist Vorsicht geboten. Kostenlose VPN-Dienste stehen immer wieder im Verdacht, ebenfalls Profit aus den Daten ihrer Nutzer zu generieren. Denn wer einen VPN nutzt, leitet seinen kompletten Netzwerkverkehr über die Server des Anbieters. Wenn Sie sich also zur Nutzung eines VPN entscheiden, empfehlen wir, lieber ein Euro in die Hand zu nehmen. Einen Überblick über die besten VPN-Services finden Sie hier. (Macwelt)