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Investment-Banker erwarten Akquisitions-Boom in der IT

24.08.2004

Nach einer Flut enttäuschender Quartalsergebnisse und darauf folgenden Kurseinbrüchen werden viele IT-Firmen als potenzielle Übernahmekandidaten gehandelt. Investment-Banken haben inzwischen Blut geleckt und rechnen mit einem neuen Boom für Merger und Akquisitionen in der Branche.

Modell ist dabei die von Oracle angestrebte feindliche Übernahme des Konkurrenten Peoplesoft. So will der Chef des Datenbankriesen Larry Ellison bei der geplanten Fusion Entwicklungskosten sparen, in dem er mit dem Kauf von Peoplesoft eine fertige Produktlinie erhält. Gleichzeitig hegt Ellison den frommen Wunsch, Peoplesoft-Applikationskunden zu Nutzern seiner Datenbanksoftware zu konvertieren - und umgekehrt.

Ein weiterer Anreiz von Übernahmen im Softwaresektor besteht darin, sich über den Erwerb des Kundenstamms eines Konkurrenten einen anhaltenden Strom von Wartungserlösen zu sichern. Nachdem die Anzahl der neuen Großaufträge deutlich zurückgegangen ist, stellen die mit Produkt-Updates und Support erzielten Einnahmen einen zunehmend wachsenden Anteil des Gesamtumsatzes dar – häufig bei Gewinnmargen von 70 Prozent und mehr.

Nachdem sich das Wachstum der IT-Ausgaben laut IDC allmählich bei jährlich fünf Prozent einpendelt, rechnen Marktbeobachter damit, dass der Konkurrenzdruck weiter steigt und sich allmählich die Streu vom Weizen trennt. Einer Studie von Bain & Company zufolge erwirtschaften zwei Drittel aller Softwarehersteller keine Gewinne. Gut aufgestellt sind offenbar vor allem große Anbieter, denn nahezu alle Hersteller mit einem Jahresumsatz von mehr als eine Milliarde Dollar weisen schwarze Zahlen auf.

Übernahmekandidaten sind unter anderem BMC und Veritas, die in diesem Jahr bereits 20 beziehungsweise 50 Prozent ihrer Marktkapitalisierung eingebüßt haben. In einem internen Memo vom April 2003, das bei dem Antitrust-Prozess vorgelegt wurde, listete Oracle mindestens neun potenzielle Zukaufziele auf, darunter Bea Systems und Siebel. (mb)