Kolumne

"Intranets: Einfach, billig, integrierbar"

18.10.1996

Wer Internet und Intranet bisher als bloße Herstellerpropaganda abgetan hat, muß für seine Ablehnung neue Argumente finden. Das zumindest legen die Ergebnisse einer Studie der COMPUTERWOCHE nahe, die als erste DV-Zeitschrift in Deutschland Anwenderunternehmen nach ihren Intranet-Plänen fragte. Von den knapp 500 Rücksendern des umfassenden Fragebogens gaben fast 70 Prozent an, entweder bereits mit Intranets zu arbeiten, sie gerade einzuführen oder damit zu planen. Aufhorchen läßt besonders die Begründung der DV-Manager: Die stärkste Triebfeder für die Einführung von Internet-Technologien ist das Interesse an offenen Plattformen.

Nicht neu, dieser Wunsch. Aber im Gegensatz zu früher, als DV-Anwender "offen" sagten, mangels Angebot jedoch zumeist "proprietär" kauften, handelt es sich heute um mehr als ein Lippenbekenntnis. Schließlich betreiben zehn Prozent der Befragten bereits ein Internet, 15 Prozent führen es zur Zeit ein, und von den 45 Prozent, die eines planen, will über die Hälfte schon im nächsten Jahr mit der Realisierung beginnen. Angesichts der kurzen Existenz des Begriffs - er tauchte erst im vergangenen Jahr auf - legen IS-Manager damit eine geradezu atemberaubende Geschwindigkeit an den Tag. Andere, ebenfalls Offenheit versprechende Technologien wie Client-Server-Architekturen zum Beispiel brauchten fünf und mehr Jahre, um sich durchzusetzen.

Neben der Plattformunabhängigkeit sind es vor allem drei Gründe, die IS-Manager so schnell agieren lassen: Intranets sind relativ einfach aufzubauen, billig und mit Legacy-Systemen zu integrieren. Der geringe Preis resultiert zum Teil direkt aus der Offenheit und der damit möglichen Einbindung alter Systeme. Im Unterschied zu anderen Migrationspfaden, die meistens eine teilweise Ablösung der bisherigen DV-Landschaft nötig machen, können Intranets auf bestehenden Lösungen aufsetzen und mit ihnen über Schnittstellen kommunizieren.

Offenheit und Einfachheit sprechen der CW-Studie zufolge am stärksten für die Einführung von Intranets. Man stelle sich vor: eine einheitliche Netzumgebung, eine einzige Benutzeroberfläche, und jeder "redet" mit jedem. Jetzt gilt es nur aufzupassen, daß Anbieter diese Vision nicht mit proprietären Zutaten zerstören.