INTERVIEW Wir wollen wieder im Seminargeschaeft mitmischen Gernot Wappenhans

26.08.1994

Anfang August kaufte die Deutsche Private Finanzakademie den in Konkurs gegangenen DV-Schulungsanbieter Computer Data Institut (CDI). Der Akademieverbund als privater Traeger der Erwachsenenbildung erwirtschaftet mit seinen ueber 40 Gesellschaften einen Umsatz von 60 Millionen Mark, CDI allein soll naechstes Jahr bereits 35 Millionen Mark einnehmen.

CW: Warum haben Sie CDI gekauft?

Wappenhans: Die Ausbildung am Computer war bei uns unterentwickelt, unsere beiden auf DV-Schulung spezialisierten Gesellschaften hatten geringe Einnahmen, beide zusammen etwa 1,5 Millionen Mark im Jahr. Wir wollten den Umsatz betraechtlich erweitern. Nun uebernehmen wir ein Unternehmen mit 30 Millionen Umsatz, das an ueber 20 Standorten bundesweit praesent ist.

CW: Welche Perspektiven bietet eine Firma, die ihr Geschaeft nur mit Arbeitsamtgeldern gemacht hat?

Wappenhans: Die Abhaengigkeit nur von einem Kunden kann fuer ein Unternehmen zum Problem werden. CDI hatte nur einen Grosskunden, die Bundesanstalt fuer Arbeit.

CW: Was tun Sie, um von dieser Abhaengigkeit loszukommen?

Wappenhans: Wir wollen so schnell wie moeglich das Seminarwesen wieder aufbauen, also den Teil, den CDI an Integrata verkaufte. Spaetestens im ersten Quartal 1995 sind wir in diesem Geschaeft wieder praesent. Im uebrigen sind unsere Akademien ueberwiegend im Seminargeschaeft taetig, so dass wir von daher Synergieeffekte nutzen koennen.

CW: Wie geht es mit CDI weiter?

Wappenhans: Wir werden mit dem CDI-Logo und dem CDI-Know-how weiter im Markt arbeiten. Darueber hinaus wollen wir das Bausteinsystem (CDI-eigenes, modular aufgebautes System, bei dem innerhalb von zwei Wochen ein bestimmtes Thema abgehandelt wird, so dass sich Teilnehmer ihr Kursmenue zusammenstellen koennen, Anm. d. Red.) mit den Elementen Hardware, Software, Teilnehmer- und Instruktorenunterlagen ergaenzen und im Markt anbieten. Dafuer suchen wir Franchise-Nehmer.

CW: Was soll anders werden?

Wappenhans: Wir werden wesentliche Aenderungen in der Organisation durchfuehren.

CW: War CDI denn so schlecht organisiert?

Wappenhans: Alles wurde zentral geregelt, selbst die Mietvertraege oder die Reinigung. Welches Interesse sollte der Institutsleiter vor Ort haben, wirtschaftlich zu arbeiten?

CW: Wie kehren die neuen Besen?

Wappenhans: Wir werden stark dezentralisieren und in den einzelnen Regionen autonome Einheiten in der Rechtsform der GmbH gruenden. Diese werden als Tochtergesellschaften der CDI-Mutter selbstaendig arbeiten, wobei 90 Prozent der GmbH-Anteile bei der Mutter liegen und zehn Prozent der Niederlassungsleiter erhaelt. Damit wird er als geschaeftsfuehrender Gesellschafter andere Entfaltungsmoeglichkeiten und ein anderes Interesse haben zu arbeiten.

CW: Auf diese Weise wollen Sie auch die Kosten senken.

Wappenhans: CDI hat eine Kostenstruktur, die im Vergleich zu anderen Bildungstraegern, auch etwa zu unseren Akademien, viel zu teuer ist.

CW: Erlaeutern Sie das bitte anhand eines Beispiels!

Wappenhans: Das Verhaeltnis Angestellte - Honorardozenten betraegt bei CDI ein Drittel zu zwei Drittel. Wenn man die Entwicklung der Lohnkosten beobachtet, muss man verstaerkt mit Freiberuflern arbeiten, wie wir es auch tun.

CW: Es gibt immer mehr Unternehmen, die behaupten, dass sie aus Qualitaetsgruenden den angestellten Trainer bevorzugen.

Wappenhans: Wir haben hervorragende Erfahrungen mit Freiberuflern gemacht. Sie nehmen ihre Aufgabe ernster als der Angestellte, und sie wissen genau, dass, wenn sie keine gute Arbeit leisten, die Folgeauftraege ausbleiben.

CW: Welche Chancen geben Sie kuenftig dem Umschulungs-Business?

Wappenhans: Kurse von eineinhalb bis zwei Jahren Dauer werden abnehmen, der Trend geht eindeutig zu kurzen Massnahmen. Ich rechne auch damit, dass sich CBT und Multimedia endgueltig durchsetzen.

Dr. Gernot Wappenhans ist Vorstandsvorsitzender der Finanzakademie in Muenchen und Mitglied der neuen CDI-Geschaeftsfuehrung. Mit ihm sprach CW-Redakteur Hans Koeniges.