Konsolidierung reduziert den Wettbewerb

Interview: "Superplattformen bedrohen den Softwaremarkt"

04.02.2008
Von 
Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.

Howard: Richtig. Das trifft auf den Integrations-Stack ebenso zu wie auf das Datenmodell. Schon aus technischer Sicht kann das in einer Legacy-Umgebung Probleme bereiten. Hinzu kommen organisatorische Hürden. Die Mitarbeiter haben ihre Arbeit an diesen Monolithen ausgerichtet; zwischen IT- und Fachabteilungen bestehen feste Verbindungen, die sich nicht so leicht kappen lassen. Es gibt so etwas wie virtuelle Stacks in den Unternehmen, beispielsweise das Investment-Banking und die Privatkundenbetreuung in einer Bank. Das SOA-Konzept ersetzt diese vertikalen Einheiten durch einen horizontalen Ansatz, in dem Ressourcen in der gesamten Organisation genutzt werden sollen. Hier liegt die eigentliche Schwierigkeit. Die technischen Komponenten der SOA funktionieren.

CW: Steckt dahinter das altbekannte Alignment-Problem?

Howard: Ich möchte das Thema nicht überbetonen. Das Kernproblem liegt darin, dass Prozesse, Daten und Funktionen in Unternehmen nicht gemeinsam genutzt werden. Das hat viel mit Kultur zu tun.

CW: Gibt es keine technischen Hürden?

Howard: Die Techniker haben verstanden, worum es bei SOA geht. Sie haben sich schon mit Objektorientierung und Corba auseinandergesetzt und kennen deshalb das Entwicklungsmuster der Service-Orientierung. Dennoch hat die objektorientierte Programmierung niemals das große Ziel der Wiederverwendung von Komponenten erreicht. Ich fürchte, dass auch SOA keine Wiederverwendung bringen wird. Das hat mehrere Gründe, beispielsweise die mangelnde Transparenz von IT-Assets, fehlende Vereinbarungen für das Servicedesign und vieles mehr.

CW: Inwieweit tragen die Softwarehersteller zu den Problemen bei, wenn sie einfach bestehende Produkte mit einem SOA-Label versehen?

Howard: Das lässt sich mit dem Hype um Green IT vergleichen. Ergibt es Sinn, wenn ein Hersteller von Bandspeichern seine Geräte mit einem Green-IT-Label schmückt und von einer neuen Produktkategorie spricht? Ähnlich verhält es sich mit SOA. SAP will seine Anwendungsfunktionen künftig als Services verstanden wissen. Sind die Anwendungen deshalb SOA-kompatibel?

CW: Das behauptet SAP.

Howard: Die Frage ist doch, wie SOA-kompatibel ein Hersteller sein möchte. In der Theorie lässt sich jeder Service einer Anwendung mit beliebigen Diensten anderer Programme kombinieren. Man könnte also jede SAP-Anwendung in Services aufbrechen und diese mit anderen Diensten etwa von Oracle verbinden. An SAPs Stelle hätte ich daran kein Interesse.

Mehr zum Thema Service-orientierte Architekturen im SOA-Expertenrat der COMPUTERWOCHE. (wh)