Internet-Sicherheit

Interview

29.09.2000
Der Journalist Michael Neuß befragt Timm Starke, Hauptgeschäftsführer der Bundesnotarkammer, zum Notarnetz.

NEUSS: Warum haben Sie das Projekt gestartet und welche Ziele verfolgen Sie damit?

STARKE: Das Pilotprojekt dient dazu, den Notaren eine sichere und vertrauenswürdige Kommunikation untereinander, mit ihren Berufsorganisationen und staatlichen Stellen zu ermöglichen. Wegen seiner Verschwiegenheitspflicht darf der Notar die vertraulichen Daten seiner Klienten nicht ungeschützt über das Internet übermitteln. Außerdem soll dem Notar eine effiziente Informationsbeschaffung ermöglicht werden, beispielsweise über zentral vorgehaltene Gutachten- und Rundschreibendatenbanken. Schließlich könnte das Notarnetz künftig die Tätigkeit des Notars beim Vollzug seiner Urkunden erleichtern, wenn beispielsweise die gesetzlich vorgeschriebenen Mitteilungen an staatliche Stellen oder auch Grundbuch- und Registereinsichten elektronisch erfolgen können.

NEUSS: Was steht als nächstes Projekt an?

STARKE: Zunächst müssen wir versuchen, möglichst viele unserer Kollegen von den Vorteilen des Projekts zu überzeugen, damit es attraktiv wird und sich wirtschaftlich trägt. Vor allem wird es darauf ankommen, weitere Anwendungen aufzunehmen, die für die Notare nutzbringend sind. Besonders wichtig ist die Zusammenarbeit mit den staatlichen Stellen, damit wir von vorneherein technische Kompatibilität gewährleisten können. Denn bei den Stellen, mit denen der Notar täglich kommuniziert, wäre natürlich das Rationalisierungspotenzial ganz erheblich.

Ähnliches gilt für die Rechts- und Wirtschaftsberater, mit denen der Notar insbesondere bei der Erarbeitung von Vertragsentwürfen in Kontakt steht, also Rechtsanwälte, Steuerberater oder Wirtschaftsprüfer. Bereits angedacht, aber noch weitgehend Zukunftsmusik sind Archivlösungen, die dem Notar die elektronische Archivierung seiner Akten und Urkunden erlauben; auch hierfür müssen erst die gesetzlichen Grundlagen geschaffen werden. Darauf können dann weitere Dienstleistungen der Notare entwickelt werden. So gibt es beispielsweise Pläne für ein zentrales, elektronisches Testamentsregister bei der Bundesnotarkammer, das im Erbfall eine rasche und zuverlässige Information darüber ermöglichen würde, ob Testamente oder andere letztwillige Verfügungen errichtet worden sind.