Staatsanwaltschaft vermutet einen Verstoß gegen das Börsengesetz

Intershop-Ergebnis bleibt weiter tief im Minus

11.05.2001
MÜNCHEN (CW) - Die angeschlagene E-Business-Firma Intershop schnitt auch im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres defizitär ab. Zudem hat sich die Hamburger Staatsanwaltschaft eingeschaltet, die jetzt im Auftrag enttäuschter Investoren gegen das Management ermittelt.

Für das erste Fiskalquartal 2001 musste die Intershop Communications AG hohe Verluste ausweisen: Der in Hamburg und Jena ansässige E-Commerce-Softwarespezialist meldete ein Nettodefizit von 34,6 Millionen Euro. Im vergleichbaren Vorjahresquartal hatte die Firma noch einen Profit von 1,6 Millionen Euro erwirtschaftet. Der Umsatz sank gegenüber dem Vorjahr um 19 Prozent auf 20,3 Millionen Euro. Die meisten Einnahmen erzielte Intershop mit seiner E-Commerce-Software "Enfinity", die 77 Prozent des Lizenzumsatzes ausmachte.

Stephan Schambach, Vorstandsvorsitzender der Company, erklärte die schlechten Zahlen mit der anhaltenden Investitionszurückhaltung im IT-Bereich, wies jedoch auf erste Erfolge der eingeleiteten Restrukturierung hin. Die operativen Kosten (ohne außerordentliche Faktoren) seien im Vergleich zum vierten Quartal 2000 um 19 Prozent auf 50,3 Millionen Euro reduziert worden. Auch der operative Verlust sank gegenüber dem Vorquartal um 1,6 auf 30,3 Millionen Euro. Im ersten Fiskalquartal entließ Intershop sieben Prozent seiner Belegschaft und beschäftigt derzeit rund 1170 Mitarbeiter. Die E-Commerce-Company hält an ihrem Ziel fest, im vierten Quartal 2001 ein ausgeglichenes Ergebnis zu erreichen. Ende März verfügte Intershop noch über liquide Mittel in Höhe von 75 Millionen Euro.

Nach Informationen der "Financial Times Deutschland" hat jetzt zudem die Staatsanwaltschaft Hamburg ein Ermittlungsverfahren gegen das Management des Softwarehauses eingeleitet. Der Grund sei ein möglicher Verstoß gegen das Börsengesetz, so ein Behördensprecher. Aktionäre werfen Schambach sowie dem Mitgründer und COO Wilfried Beeck Kursmanipulationen vor, die Manager hätten monatelang die Ertrags- und Umsatzprognosen geschönt.