Internet-Zugang und Mobile Banking via Handy

Internet-Zugang und Mobile Banking via Handy Mobilfunk-Provider entdecken auch die Festnetze für sich

03.04.1998

In Hannover roch dieses Jahr vieles nach einem Stillhalteabkommen der mittlerweile drei großen Betreiber von Mobilfunknetzen.Weder T-Mobil (D1) noch Mannesmann Mobilfunk (D2) und e-plus überraschten mit gravierenden Tarifsenkungen.Vieles deutet darauf hin, daß sich das Trio vor dem 1998 geplanten Start des Konkurrenten Viag Interkom mit dem E2-Netz noch bewußt eine Auszeit in Sachen Preiskampf nahm.

Daraus abzuleiten, im deutschen Mobile Phone Business herrsche eitel Sonnenschein, wäre jedoch falsch.Es könnte vielmehr die berühmte Ruhe vor dem Sturm sein, denn bei D1 brodelt es.In der prestigeträchtigen Machtprobe um die Gunst der Kunden hat T-Mobil gegen Mannesmann nämlich weiter an Boden verloren.Vier Millionen Teilnehmer telefonieren derzeit über das D2-Netz, die Bonner konnten nur 3,5 Millionen an D1 binden.

Kai-Uwe Ricke, Chef der T-Mobil, ist deshalb entschlossen, die Marktführerschaft zurückzugewinnen.Er kündigte eine umfassende Neuorganisation des Unternehmens an."Auch im Produktportfolio gibt es keine heiligen Kühe", sagte er und teilte mit, es würden nur noch Dienste angeboten, die aus Konzernsicht einen positiven Ergebnisbeitrag leisten.Außerdem sollen Kunden durch attraktive Tarife geködert werden.

Stichworte Dienste und Tarife: In puncto Services können sich die Handy-Nutzer künftig auf direkte Internet-Zugänge, Mobile Banking und interaktive Textdienste, zum Beispiel zur Buchung von Theaterkarten, einstellen.E-plus arbeitet außerdem an einem System, das Short-Message-Texte automatisch in Sprache umwandelt.Alle diese Angebote sind noch Zukunftsmusik, sollen aber bald auf den Markt kommen.

Weniger spektakulär waren in Hannover die Preissenkungen der Netzbetreiber und Service-Provider.Durch die Bank verkauften alle die Erhöhung der Mehrwertsteuer um ein Prozent ab 1.April 1998, die nicht an die Kunden weitergegeben werden soll, als Preisnachlaß.

T-Mobil verwies auf die seit 1.März gültige Absenkung der Telefongebühren. D1-Kunden erhalten durch den Tarif "10plus" für Langtelefonierer 30 Prozent Rabatt ab der elften Gesprächsminute.Marginal fällt auch das Tarifschmankerl von D2 aus.Ab Mai können Kunden eine Rufnummer in Deutschland festlegen, die um zehn Prozent günstiger angewählt werden kann.Als zweites Bonbon kündigte D2-Chef Jürgen von Kuczkowski eine Reduzierung der Gebühren um 30 Prozent für Teilnehmer an, die sich aus dem Telekom-Festnetz in D2 einwählen.

Auch e-plus, das in der Vergangenheit immer wieder als Preisbrecher aufgetreten war, hielt sich auf der CeBIT zurück.Herbert Brenke, Vorsitzender der Geschäftsführung, gab lediglich eine Neuordnung der Tarife in die drei Gruppen "Free & Easy", "Privat" und "Business" bekannt.Obwohl Brenke in Hannover versuchte, mit Argumenten wie 1,2 Millionen Teilnehmern und 98 Prozent Flächendeckung ein positives Bild von e-plus zu zeichnen, wird hinter vorgehaltener Hand die Ertragslage des Unternehmens kritisiert.Ob Brenkes Ausstieg, den er für 1998 ankündigte, damit in Verbindung steht, bleibt Spekulation.Auf der CeBIT verdichteten sich trotz Dementi die Gerüchte, e-plus werde bald in die Konzern-Schwester Otelo eingegliedert, um dem Trend zur Integration von Mobilfunk und Festnetz Rechnung zu tragen.

Fixed Mobile Integration (FMI) heißt in diesem Zusammenhang das neue Schlagwort, das in Hannover alle TK-Anbieter in den Mund nahmen.Unter FMI ist langfristig der Versuch der Carrier zu verstehen, ihre Mobilfunk- und Festnetze zu logischen Systemen zu verschmelzen.Der Vorteil: Kunden sind auf Telefonen aller Art unter einer einzigen Rufnummer erreichbar, erhalten abgestimmte Dienste und Tarife sowie eine Gesamtrechnung für alle Leistungen.

Noch sind die Netzbetreiber vom "Universal Mobile Telephone System", wie die Telekom das später einmal komplett zu integrierende Netz nennt, ein Stück entfernt.Allerdings haben einige Anbieter Verbundprodukte noch für dieses Jahr in Aussicht gestellt.Nutzer des Business-Tarifs von D2 können auf Wunsch ab Mai eine persönliche Rufnummer erhalten.Ist der Teilnehmer dann auf seiner D2-Nummer nicht erreichbar, werden alle Gespräche an den Büro- oder Hausanschluß weitergeleitet.

Ähnlich Angebote haben auch die Telekom und andere Service-Provider.Unter diesem Licht ist die Ausrichtung aller bisher im Mobilfunk aktiven Dienstleister zu verstehen, ab sofort auch Festnetzdienste zu offerieren. Mobilcom, Debitel, Hutchison und Talkline haben bereits Akzente gesetzt.