Diskussion um Bandbreite, Routing und Verkabelung

Internet: Wann sind die Grenzen erreicht?

12.07.1996

"Die entscheidende Frage ist, ob die gegenwärtig verfügbare Technologie, die alles zusammenhält, das stürmische Wachstum des Internet mittelfristig tragen kann", gab Scott Bradner, Netzspezialist der Harvard University in einer Diskussion zu bedenken. Mit der heutigen Technik werde man sich vielleicht noch zwölf bis 18 Monate behelfen können, dann aber müßten Entwicklungen zum Einsatz kommen, die es derzeit noch gar nicht gebe. Wichtig ist nach Ansicht Bradners, daß sich die Router-Technologie schnell weiterentwickelt. Als Gefahrenherd könne sich auch erweisen, daß den Carriern das Material für die fiberoptische Verkabelung ausgehe.

Das Internet platzt aus allen Nähten

Bradner warf Telecom-Konzernen wie MCI Communications vor, der Ausbau der Netzkapazitäten halte nicht mit der rasanten Nachfrage Schritt. Diesem Einwand begegnete MCI-Executive Vinton Cerf mit der Erklärung, man habe im vergangenen April die Übertragungsgeschwindigkeit im US-weiten Internet-Backbone von 45 auf 155 Mbit/s gesteigert. In diesen Tagen kämen bereits die ersten Bestandteile eines 622-Mbit/s-Backbone zum Einsatz. Selbst dies reiche allerdings nicht aus, konzedierte der Internet-Pionier, werde ein weiteres Upgrade in Angriff genommen.

Cerf ist sich darüber im klaren, daß das Internet mit einer Wachstumsquote von rund 300 Prozent jährlich aus allen Nähten platzt. Bandbreite sei gefordert, weil Anwender Echtzeit-Applikationen - etwa Videokonferenzen oder Internet-Telefonie - nutzen wollten. Die Kosten für solche Services würden sich MCI und andere Anbieter von den Kunden zurückholen. Dennoch wagte Bradner die Prognose, daß sich Unternehmen künftig weniger auf das Anmieten von Leitungen bei Telefongesellschaften einlassen und statt dessen lieber das Internet für Datenservices aller Art nutzen werden.