Internet-Verkauf wurde bisher unterschätzt

13.07.2006
Vor allem dank der Online-Händler hat das Versandhandelsgeschäft in Deutschland zugelegt.

Der Versandhandel in Deutschland ist umsatzstärker als behauptet. Dies ergab eine Umfrage von TNS Infratest, Bielefeld, im Auftrag des Bundesverbands des Deutschen Versandhandels (bvh). Danach steigen die Umsätze in diesem Jahr voraussichtlich auf 26,3 Milliarden Euro - 30 Prozent mehr als vom Verband angenommen. Auch ändern sich die Vorzeichen bezüglich der Gesamtentwicklung des Versandhandelsmarkts: Er ist nicht seit 1995 leicht gesunken, sondern gewachsen. Laut bvh erreicht der Versandhandel nun einen Rekordanteil am gesamten deutschen Einzelhandel von 6,8 Prozent. Rund 51 Millionen Deutsche erwerben über ihn Waren. Der Löwenanteil entfällt mit rund 50 Prozent des Umsatzes auf Kleidung, gefolgt von Büchern, Ton- und Bildträgern mit zusammen 16,4 Prozent.

Umsatzeinbußen kompensiert

Als Grund für die überraschende Korrektur der Zahlen sehen Kritiker, dass der Verband bisher den elektronischen Handel bei seinen Untersuchungen nicht einbezogen hatte. Doch gerade dieser hat neben Ebay-Powersellern und Verkaufssendern wie QVC die starken Umsatzeinbußen des klassischen Versandhandels mehr als kompensiert. So werden reine Internet-Händler ihre Umsätze dieses Jahr einem Bericht des Nachrichtensenders ntv zufolge um 19,8 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro steigern können, gefolgt vom Teleshopping mit 15,5 Prozent beziehungsweise 1,28 Milliarden Euro. Ebay-Powerseller könnten dieses Jahr laut bvh 1,98 Milliarden Euro einnehmen.

Die umsatzstärkste Gruppe im Versandhandel bleiben aber die Multichannel-Versender, die sowohl über Katalog als auch per Internet verkaufen. Sie könnten heuer einen Umsatz von 17,5 Milliarden Euro erzielen, davon über vier Milliarden Euro im Internet, was etwas mehr wäre als bei Amazon & Co. (as)