Neue Form der Kriegsführung

Internet: Tummelplatz für Cyberterror

30.06.2000
CAMBRIDGE (CW) - Der Virus "Iloveyou" war nur ein Vorgeschmack auf die kommenden Bedrohungen aus dem Internet. Einer Studie der Marktforscher von Forrester Research zufolge wird die virtuelle Kriegsführung zwischen Unternehmen deutlich zunehmen, und es ist sogar von gezieltem Cyberterrorismus die Rede.

Der Inhalt der Studie "B2B Information Warfare" der britischen Analysten muss jedem die Haare zu Berge stehen lassen. In dem Papier ist nicht mehr nur von Viren der Marke Iloveyou die Rede, die schon genug Schaden angerichtet haben, sondern vielmehr von Bedrohungen mit noch weit höherer krimineller Energie.

Neben Viren, die von den befragten Sicherheitsexperten auch weiterhin als Hauptgefahr genannt werden, gelten vor allem Industriespionage, Racheakte unzufriedener Mitarbeiter sowie aus ideologischen Gründen geführte Cyberattacken als Gefahrenquellen der nahen Zukunft. Unternehmen würden zum Beispiel Web-Verbindungen nutzen, um in Zentralrechner der Konkurrenten einzudringen, um diesen auszuspionieren.

Auch für Mitarbeiter, die ihrem Arbeitgeber aus welchen Gründen auch immer Schaden zufügen wollen, bietet das Internet eine ideale Plattform. Während bisher in der Regel nur Fillialen betroffen waren, wo die Saboteure arbeiteten, können mit Viren der Sorte Iloveyou künftig ein Großteil der Firmencomputer landes- oder weltweit außer Gefecht gesetzt werden.

Wer dazu selbst nicht in der Lage sei, könne im Internet jederzeit die Unterstützung Gleichgesinnter finden. Ab 2001, so die Analysten, ist verstärkt mit dem Auftreten organiserter Angriffe zu rechnen, sei es durch Weltuntergangssekten wie der japanischen Aum Shinrikyo, die zahlreiche Programmierer zu ihren Anhängern zählt, oder seitens politischer Gruppen. So könnten militante Atomkraftgegener ein Kraftwerk durch einen gezielten Angriff lahm legen und sich gleichzeitig durch Short Calls auf die Aktien des betroffenen Energieversorgers die Finanzmittel für ihren nächsten Angriff verschaffen.