Internet-Radio fristet Nischendasein

28.10.2002
Von Martin Seiler
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Weltweit auf Sendung: Das Internet dient auch als Übertragungsmedium für unzählige Radioprogramme. Wegen technischer Beschränkungen sowie ungeklärter Rechtsfragen stellt das Web-Radio jedoch derzeit keine Konkurrenz für den klassischen Hörfunk dar.

Radio ohne Grenzen - eine ganze Reihe von Stationen erlauben es Surfern, ihre Hörprogramme auch als Live-Stream via Internet abzurufen. Intersurfradio.de beispielsweise gehört zu den Oldies der deutschen Web-Radios: Seit März 1999 läuft das Programm, das pro Tag durchschnittlich 4000 Personen abrufen.

Bild: Jazzfm.com

Ob solche Angebote dem klassischen Radio den Rang ablaufen, ist angesichts der Fülle an ungeklärten Fragen jedoch eher ungewiss. Beispiel Übertragung: Beim klassischen Rundfunk werden Funkwellen in alle Richtungen abgestrahlt und können innerhalb der Senderreichweite von einer beliebig großen Menge von Endgeräten praktisch überall empfangen werden. Die für das Internet-Radio nötigen Server erlauben dagegen nur eine begrenzte Zahl an gleichzeitigen Übertragungen.

Erschwerend kommt hinzu, dass als Empfangsgerät in der Regel ein PC genutzt wird. Reine Web-Radios verkaufen sich schlecht. Der Hersteller Philips versuchte vor einiger Zeit, in den USA ein Hifi-System mit integriertem Internet-Radio zu etablieren, hatte damit nach Angaben von Pressesprecher Georg Wilde jedoch „keinen großen Erfolg“. Eine Schlappe musste auch 3Com einstecken: Der Hersteller ließ sein Web-Radio „Kerbango“ wieder in der Versenkung verschwinden. Trotzdem glaubt Philips weiterhin an das Internet-Radio. Laut Wilde stellt es „zwar keinen völligen Ersatz, aber zumindest eine Ergänzung“ zum klassischen Radio dar. Einen Vorteil sieht er in der Möglichkeit der Personalisierung des Angebots, außerdem sei die Tonqualität dank Komprimierungstechniken bereits heute besser als beim UKW-Empfang.