Spinoff der Kabelsparte geplant

Internet-Produkte hieven Alcatel in die schwarzen Zahlen

19.05.2000
MÜNCHEN (CW) - Dem französischen TK-Konzern Alcatel ist im ersten Quartal 2000 der Sprung zurück in die Gewinnzone gelungen. Dabei profitierte das Unternehmen vor allem von der starken Nachfrage nach Internet-Produkten. Durch den Börsengang ihrer Kabelsparte will sich die Company in Zukunft voll auf das Gebiet Telefontechnik konzentrieren.

Mit der Telefonnetztechnik will Alcatel im laufenden Jahr schneller wachsen, als noch zu Jahresbeginn erhofft. Finanzchef Jean-Pierre Halbron prognostizierte ein Erlöswachstum von 30 Prozent sowie eine Steigerung der operativen Erträge von 60 Prozent gegenüber dem Geschäftsjahr 1999. Dies würde einen operativen Gewinn von zwei Milliarden Euro bedeuten, im vergangenen Jahr hatte sich der Betrag auf 1,28 Milliarden Euro belaufen. Grund für die optimistischen Prognosen sind die Zahlen des normalerweise schwachen ersten Quartals. Mit 6,1 Milliarden Euro erwirtschafteten die Franzosen ein Umsatzplus von 43 Prozent gegenüber 4,3 Milliarden in den ersten drei Monaten 1999. Der operative Verlust des letztjährigen Quartals von 154 Millionen Euro konnte in einen Betriebsgewinn in Höhe von 113 Millionen Euro umgewandelt werden.

Der Konzern gab außerdem bekannt, dass er noch in diesem Jahr seine Kabelaktivitäten an die Börse bringen will. Zunächst soll noch rund die Hälfte des Firmenteils im Besitz von Alcatel bleiben, langfristig ist jedoch eine völlige Aufgabe der Sparte im Gespräch. Der Emissionserlös soll die Kriegskasse des Konzerns füllen, denn die Akquisition der kanadischen Newbridge-Gruppe zu Jahresbeginn dürfte nach Aussagen von Halbron erst der Auftakt für weitere zum Teil spektakuläre Einkäufe gewesen sein.

Die positive Entwicklung des Geschäfts verdankt der Konzern eigenen Darstellungen zufolge vor allem seinen Lösungen für das Internet sowie optische Netze. Auch den Absatz seiner Mobiltelefone will der Konzern von rund elf Millionen im vergangenen Jahr auf heuer 20 Millionen Stück steigern. Gemeinsam mit Fujitsu kündigte Alcatel kürzlich die Gründung eines Joint Ventures an, das mobile Kommunikationssysteme der dritten Generation (3G) entwickeln und herstellen soll. Neben einer Lösung für UMTS soll sich eine Mannschaft von mehr als 2000 Ingenieuren auch um mobile Übertragungsverfahren wie GPRS oder Edge kümmern.

Auch dem deutschen Ableger des TK-Riesen hat der Umschwung zumindest zu einem positiven Ertrag verholfen. 1999 erwirtschafteten die Stuttgarter einen Umsatz von rund 3,9 Milliarden Mark, zwei Millionen Mark mehr als im Vorjahr. Das operative Ergebnis kletterte von einem Minus von 5,7 Millionen Mark im voran gegangenen Jahr auf 25,5 Millionen Mark im Geschäftsjahr 1999. Belastet durch Aufwendungen von rund 229 Millionen Mark für Restrukturierungsmaßnahmen, blieb unter dem Strich dennoch ein negatives Ergebnis von minus 85,3 Millionen Mark.