Gastkommentar

Internet: Politik raus!

09.06.2000
Bastian Fröhlig, Pressereferent der PC-Spezialist Franchise AG, Bielefeld

Der Internet-Welt droht Gefahr durch Phänomene wie den Virus "I love you". Das liegt weniger an den Schäden als an der Reaktion der Politik. Staatliche Instanzen sollen die Sicherheit im Netz verbessern, sollen einen gemeinsamen Standard herstellen, der die Netzteilnehmer vor Virenattacken schützt. Doch solche Eingriffe der Politik sind das Schlimmste, was dem Internet passieren kann. Durch Richtlinien und Standards werden Freiheit und Entwicklung des Netzes beschnitten. Das Internet verändert sich nicht in einem oder in zehn Jahren, sondern in jeder Minute. Jeder neue Nutzer, jede neue Entwicklung bringt es voran. Durch staatliche Auflagen wird dafür der Raum genommen - und das wegen eines besseren Schülerstreichs.

Sicher waren die Schäden mit vermutlich über 30 Milliarden Mark verheerend, doch werden härtere Strafen nicht viele Hacker abschrecken - nicht einmal das in den USA praktizierte "Elektronikverbot". Schließlich liegt das Ziel der meisten Hacker darin, Sicherheitslücken aufzuzeigen. Das hat "I love you" eindrucksvoll getan. Windows-Produkte waren die Einzigen, die durch den Virus geschädigt wurden.

Ein intelligenter und umsichtiger Umgang mit Daten ist notwendig, um solche Ereignisse in Zukunft zu verhindern. Besondere Komik erhält der Vorstoß der Politik durch den Umgang mit Daten von Seiten einiger Landes- und Kommunalparlamente, die den Virus quer durch die Bundesrepublik verschickten.

Am besten lernt man aus eigenen Fehlern, wie die neueste I-love-you-Variante "VBS/Newlove" zeigt. Denn sie hat kaum Schäden angerichtet. Ob Regeln und Gesetze die gleiche Wirkung gehabt hätten, bleibt mehr als zweifelhaft.