Internet-Jobs - eine Sackgasse?

08.03.2002
Von 
Sabine Prehl ist freie Journalistin und lebt in München.

"Im Oktober 1997 erzählte man uns in jeder Einführungsveranstaltung, dass wir genau die Leute sind, die die Wirtschaft jetzt sucht, und dass wir alle Optionen - auch gehaltsmäßig - haben", erinnert sich Thorsten T., der an der FH Augsburg Multimedia studiert hat. Als er jedoch vier Jahre später sein Zeugnis in der Tasche hatte, machte die Internet-Branche in erster Linie mit Pleiten und Entlassungen Schlagzeilen, und plötzlich tummelten sich so viele Web-Designer wie nie zuvor auf dem Arbeitsmarkt.

Thorsten T. hat inzwischen eine Anstellung als Web-Programmierer gefunden, die ihm zumindest teilweise gestalterische Tätigkeiten erlaubt. Dass er trotz Dotcom-Krise einen Job bekommen hat, verdankt er eigenen Worten zufolge jedoch vor allem der Informatikkomponente seines Studiums: "Wir haben zwar oft darüber geschimpft, dass wir mit solchen Dingen geknechtet werden, aber im Vergleich zu den Absolventen von Fachakademien, die solche Kenntnisse nur oberflächlich behandeln, sind wir einfach flexibler einsetzbar."

Großer Bedarf an IT-Allroundern

Auch das Arbeitsamt konzentriert sich inzwischen auf technische Disziplinen wie Informatik und Programmierung, da hier die Chancen, nach der Umschulung einen Job zu finden, besser sind. Pauli behauptet sogar immer noch: "Wer heute einen SAP- oder Programmierkurs macht, der kann es sich danach aussuchen."

Bei E-Commerce-Kursen, in denen es um den Aufbau virtueller Warenhäuser geht, sei die Vermittlungsquote dagegen weit niedriger als ursprünglich angenommen, räumt der Experte vom Arbeitsamt ein. Da im Online-Shopping nur geringe Zuwachsraten erzielt würden - "es hat sich ja bisher nur ein kleiner Teil des Handels von Fax und Telefon ins Internet verlagert" - bestehe kein großer Bedarf an solchen Kursen. Nur auf E-Business-Technologien spezialisierte Fachkräfte sind nach Einschätzung von Othmar Buchs, der bei der im schweizerischen Wohlen ansässigen Firma Qualimatik Software Partner Freelancer sowie eigene Angestellte als externe IT-Spezialisten in Projekte vermittelt, zurzeit ohnehin nicht sehr gefragt.

Der größte Bedarf bestehe an "Allroundern, die Old-Economy-Technologien beherrschen und zusätzlich den E-Business-Komplex gut bis sehr gut kennen", meint Buchs. Zurzeit seien vor allem Leute gefragt, die mit herkömmlichen Anwendungen wie Cobol oder Datenbanken umgehen können. Die Unternehmen stünden aber "Gewehr bei Fuß", um bei Bedarf sofort in E-Business-Technologien zu investieren: "Mir kommt es so vor, als würde man sich gegen das Risiko versichern, plötzlich doch noch auf den E-Business-Zug aufspringen zu müssen", so der Experte.