Vorschläge für Top-Level-Domains

Internet-Gemeinde streitet um neue Namenskonventionen

09.05.1997

Der strittige Vorschlag sieht die Schaffung von sieben neuen Top-Level-Domains vor. Dazu gehören .nom (für private Anwender, die eine eigene Domain wünschen), .firm (für Firmennamen), .store (für Versandhändler) sowie .info (Informationen). Die neuen Adressen sollen unter anderem dem verstärkten Interesse von Firmen Rechnung tragen, die auch außerhalb der USA bereits mit ihrem Internet-Namen eindeutig als Unternehmen identifiziert werden wollen.

Das IAHC ist eines von vielen Gremien, die mit der Organisation des Internet befaßt sind. Unter anderem gehören ihm Abgesandte der Internet Society (Isoc), des Internet Architecture Board (IAB) und der International Trademark Association (Inta) an. 57 Teilnehmer eines von der International Telecommunication Union (ITU) veranstalteten Kongresses, der vom 29. April bis zum 1. Mai in Genf stattfand, haben die umstrittene Absichtserklärung unterzeichnet, darunter der US-Telecom-Riese MCI sowie das deutsche Electronic-Commerce-Forum und die Digital Equipment Corp. (DEC). 23 weitere Institutionen und Firmen, unter anderem die France Télécom und Uunet, wollen ebenfalls unterschreiben, hatten aber keine Vertreter zu der Konferenz geschickt.

Entgegen den Erwartungen haben allerdings weder die ITU selbst noch die World Intellectual Property Organization (Wipo) ihre Zustimmung zu dem Entwurf gegeben. Ihre Ablehnung haben auch die meisten der rund 170 Mitglieder des "Commercial Internet Exchange" bekundet, darunter AT&T und zahlreiche europäische Internet-Service-Provider.

Die US-Regierung und die EU-Kommission stehen dem Vorhaben zunächst abwartend gegenüber und behalten sich die Prüfung weiterer Optionen vor. Ira Magaziner, Vorsitzender der Kommission für Electronic Commerce des Weißen Hauses, hielt sich bedeckt: "Wir sehen durchaus die Notwendigkeit, bei der Vergabe von Domains ein wettbewerbsfreundlicheres Umfeld zu schaffen. Wir möchten aber zum IAHC-Vorschlag keinen Kommentar abgeben, weil wir die Angelegenheit derzeit noch auf breiterer Ebene beraten."

Probleme für eine Umsetzung der Pläne könnte auch die Haltung der Firma Network Solutions bereiten, die derzeit die nicht-geografischen Domains exklusiv verwalten darf. Sie betrachtet ihre Datenbanken als Firmeneigentum und will sie Ende März 1998 nicht öffentlich freigeben, wenn ihr Internet-Information-Center-(Internic-)Vertrag mit der National Science Foundation ausläuft..

TOP-LEVEL-DOMAIN

Die Top-Level-Domain ist der an letzter Stelle stehende Bestandteil einer Internet-Adresse, die von rechts nach links immer spezifischer wird. Eine komplette Adresse (Fully Qualified Domain Name = FQDN) besteht aus Host-Name.Subdomain(optional).Domain.Top-Level-Domain, also insgesamt etwa www.internet.ibm.com. Beispiele: .com (kommerziell), .edu (Bildungseinrichtung), .gov (Regierung), .mil (Militär), .net (Netzwerk) oder .org (nichtkommerzielle Organisation).

Außerhalb der USA stehen allerdings fast immer geografische Domains am Ende der Adresse, etwa .de für Deutschland oder .jp für Japan (so auch bei www.computerwoche.de).