Web

Schutz der Privatsphäre

Internet Explorer 8 wird zum Schrecken des E-Commerce

02.09.2008
Von 
Wolfgang Sommergut ist Betreiber der Online-Publikation WindowsPro.

Google besonders betroffen

Neben notorischen Trittbrettfahrern wie Anzeigenvermarktern und Analyse-Tools, die sich seit jeher in zahlreiche Web-Seiten einhängen, machte das Web 2.0 das Konzept der Mashups erst richtig populär. Websites sind immer weniger als abgeschlossene Silos gedacht, in die der Nutzer nur über die Web-Oberfläche des Anbieters blicken kann. Vielmehr bieten neuere Services durchweg einfache Programmierschnittstellen, mit deren Hilfe sie sich in andere Websites einbinden lassen. Zu den erfolgreichsten Diensten zählt dabei der Landkartendienst und Routenplaner "Google Maps", den zahlreiche Betreiber in ihre Web-Seiten einbetten, um geografische Informationen darzustellen.

Die Blocking-Funktion analysiert während der normalen Browser-Nutzung, welche Bilder, Scripts oder sonstigen Seitenfragmente von externen Quellen geladen werden, und protokolliert diese Informationen. Wenn Inhalte von einem bestimmten Anbieter in mehr als zehn Websites gefunden wurden, dann werden sie im InPrivate-Modus blockiert

Von vielen interessanten Mashups mit Google Maps bleibt unter InPrivate nicht viel übrig.
Von vielen interessanten Mashups mit Google Maps bleibt unter InPrivate nicht viel übrig.

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Es lässt sich schwer absehen, wie viele Dienste auf Dauer von der Blockierfunktion betroffen sein werden. Zu den Kandidaten gehören jedenfalls einige Services aus dem Hause Google, vom Analyse-Tool Analytics über Maps bis hin zum Kerngeschäft des Suchmaschinenriesen, den Werbeanzeigen auf Partner-Sites ("Adsense") sowie Doubleclick.

Verschärft wird die Situation noch dadurch, dass Suchmuster für beliebige Angebote in Dateien gesammelt und in den IE importiert werden können. Jeder Nutzer kann über diese "Subscriptions" seine eigenen Listen für unerwünschte Sites zusammenstellen und zum Download anbieten. Auf diese Weise ließe sich die InPrivate-Funktion relativ einfach zum Werbeblocker aufrüsten.

Fazit

Mit InPrivate reagiert Microsoft auf die berechtigte Sorge vieler Nutzer, dass ihre Gewohnheiten und Interessen im durch und durch kommerzialisierten Web systematisch ausgespäht werden. Die Zusammenfassung bislang verstreuter Funktionen in einem Feature macht es auch für weniger versierte Anwender einfach, sich gegen allzu neugierige Datensammler abzuschotten. Allerdings verzichtet InPrivate nicht bloß darauf, Informationen aus dem Web lokal zu speichern, etwa in Form von Cookies, temporären Dateien oder der Besuchshistorie. Vielmehr möchte es häufig anzutreffende Drittinhalte draußen halten.

Die Auswirkungen der neuen Funktionen zum Schutz der Privatsphäre sind noch nicht abzusehen. Wenn Microsoft seinen Marktanteil trotz der neuen Konkurrenz durch Google halten kann, dann setzt InPrivate bei entsprechender Benutzerakzeptanz die Web-Wirtschaft unter Zugzwang. Allerdings könnten viele Anwender feststellen, dass die Vernetzung und Abhängigkeit der Sites sowie Dienste untereinander so weit fortgeschritten ist, dass die Blockade von Mashups den Nutzen vieler Web-Angebote dramatisch reduzieren kann. Außerdem könnten sie dem Irrtum unterliegen, dass der IE 8 anonymes Surfen unterstützt. Die neuen Funktionen verhindern aber nicht, dass weiterhin die IP-Adresse, der Referrer und viele andere Informationen an Websites weitergegeben werden.