Computer-Großhandel für jedermann als Geschäftsmodell

Internet-Auktionator Onsale eröffnet Preiskrieg

05.02.1999
MÜNCHEN (CW) - Onsale, einer der Pioniere von Online-Auktionen, betritt wieder einmal geschäftliches Neuland. Mit Großhandelspreisen für PC-Hard- und Software will das Unternehmen Endkunden und Werbetreibende für den neuen Dienst "At Cost" begeistern.

Onsale (www.onsale.com) kann andere Web-Händler preislich unterbieten, weil das Unternehmen auf die Großhandelspreise nichts aufschlägt. Durch ein einjähriges Abkommen mit dem Distributor Tech Data kommen die Kalifornier sogar ohne eigenes Lager aus. Natürlich wollen sie trotzdem Geld damit verdienen. Dazu werden den Käufern einerseits pro bestellte Ware zehn Dollar Gebühr plus Versandkosten abverlangt. Andererseits soll das Unternehmen durch verläßliche Nutzerprofile für Werbekunden attraktiver werden. Die inhomogene Zielgruppe der Auktionsteilnehmer konnte CEO Jerry Kaplan bislang schlecht verkaufen.

At Cost könnte bestehende Geschäftsmodelle vollkommen umkrempeln. Plötzlich steht nicht mehr die Spanne zwischen Großhandels- und Wiederverkaufspreis im Mittelpunkt der Gewinnstrategie, sondern vermeintliche Nebensachen wie Versand- und Bearbeitungsgebühren sowie indirekte Umsätze durch Werbung. Onsales Ansinnen ist folgerichtig bei den Analysten recht zwiespältig aufgenommen worden. Während manche den innovativen Charakter betonen und dem Unternehmen gute Gewinne vorhersagen sehen viele Branchenkenner in At Cost doch einen gravierenden Bruch mit bisherigen Marktgesetzen. "Dies ist wirklich ungesund", kommentiert beispielsweise Greg Howard von Infonetics Research. Klassische Wiederverkäufer müssen sich demnach auf harte Zeiten gefaßt machen, sollte Onsale mit dem neuen Modell Erfolg haben. Die meisten Beobachter jedenfalls trauen es ihnen zu. Kaplan teilte mit, er wolle bereits in einem Jahr 100 Millionen Dollar mit At Cost umsetzen.