Das Auto als Handy-Peripherie

Internet am Steuer wird allmählich Realität

14.09.2011

Continental setzt auf Android

Doch das wird nicht so bleiben. Ford will zusammen mit dem Start-Up Bug Labs eine eigene App-Plattform für seine Fahrzeuge entwickeln. Der deutsche Zulieferer Continental zeigt auf der IAA eine Studie, in der zwei Bildschirme das Armaturenbrett ausfüllen, mit allen Anzeigen von Geschwindigkeit bis zu Navigation oder Unterhaltung. In drei bis fünf Jahren könnte ein solches System in Serienautos auftauchen. Die Anzeige ist frei konfigurierbar, auch wenn der Verbraucher wahrscheinlich zumindest nicht den vollen Zugriff darauf bekommen wird. Zeichen der Zeit: Das Conti-System "AutoLinq" läuft mit dem Google-Betriebssystem Android, der meistbenutzten Smartphone-Plattform der Welt.

Das veränderte Geschäft lockt auch neue Wettbewerber an - wie den US-Konzern Harman International, der noch vor ein paar Jahren vor allem für Musikanlagen bekannt war. "Meine 23-jährige Tochter hat mich einmal gefragt: Papa, warum soll ich 1000 oder 2000 Dollar für ein Autosystem ausgeben, das weniger als mein Smartphone kann?", erzählt Harman-Chef Dinesh Paliwal.

Der frühere ABB-Manager witterte eine Marktlücke, während im Stammgeschäft mit Hifi-Anlagen heute nur wenig Musik drin ist. Zur IAA brachte Harman nicht nur einen Ferrari mit einem 18-Lautsprecher-System mit, sondern auch die App-Plattform "aha", mit der man sich Facebook-Nachrichten vorlesen oder Hörbücher aus der Cloud abspielen kann. "Die künftige Dominanz der Software gibt uns eine Chance, mit etablierten Zulieferern mitzuspielen", zeigt man sich bei Harman überzeugt.

Continental gibt sich angesichts der neuen Rivalen gelassen. Da der deutsche Zulieferer schließlich auch Motorelektronik oder Bremssysteme liefere, könne man die gesamte Fahrzeugelektronik vernetzten, sagt ein Sprecher. Conti-Chef Elmar Degenhart spricht etwa von vorausschauenden Getriebesteuerungen oder mitdenkenden Gaspedalen. Möglich sind der Autoschlüssel im Smartphone oder der Mietwagen, der einen Handy-Besitzer erkennt und sich auf seine Vorlieben einstellt.

Der Markt steht vor einem explosiven Wachstum. Das Beratungsunternehmen Oliver Wyman rechnet damit, dass zum Jahr 2016 der Anteil vernetzter Neuwagen bereits bei 80 Prozent liegen wird. Und der Kampf um diesen Markt ist voll entbrannt. (dpa/ajf)