Einsatz im Notfall

Interims-Manager haben in der Krise Hochkonjunktur

18.03.2009
Von 
Michael Schweizer ist freier Autor in München.

Falk Janotta, Jahrgang 1957, ist von Wilhelmshaven aus als IT-Interims-Manager tätig. Schwierige Situationen ist auch er gewöhnt: "In einem Fall hatte mich das Management ganz offen beauftragt, nicht nur eine neue IT-Strategie zu entwerfen, sondern auch alle Mitarbeiter daraufhin zu überprüfen, ob sie dann noch mitarbeiten könnten." Hier helfe Offenheit: "Das Schlimmste sind Gerüchte." Janotta hält es für falsch, Interims-Manager nur als Nothelfer zu sehen: Oft würden Leute wie er für laufende Aufgaben gebraucht, "ohne dass man direkt von einer Krise sprechen könnte". Das sieht Dahlmanns anders: "Ich werde geholt, wenn die Hütte lichterloh brennt."

Arbeitsfeld Mittelstand?

Kenner der Szene stimmen darin überein, dass vor allem Mittelständler Interims-Manager berufen. Konzerne hätten mehr Möglichkeiten, Vakanzen kommissarisch oder durch geänderte Arbeitsverteilung abzudecken. Das leuchtet ein, aber man darf es nicht verallgemeinern. Erfolgreiche Interims-Manager erzählen gerne von den Mandaten, die sie aus Großunternehmen erhalten haben. Und es gibt Mittelständler, die aus Gewohnheit oder Prinzip nicht mit Interims-Managern arbeiten. So hat sich bei Comet Computer, dem Münchner Spezialisten für technische Dokumentation, die Frage laut Marketing-Chefin Marianne Pfister "einfach noch nicht gestellt. Wir vergeben die Projekte intern so, dass nicht immer die gleichen Leute das Gleiche machen." Auch der Systemintegrator msg Systems aus München ist stolz auf seinen interdisziplinären Wissensaustausch. Dieser gewährleiste, "dass bei Verhinderung eines Managers die Arbeit durch Ersatz aus den eigenen Reihen nahtlos fortgeführt werden kann".

Gute Honorare - aber wie oft?

Ein Interims-IT-Chef kann mit einem Tagessatz von 1000 bis 1500 Euro rechnen - wenn er denn zum Zuge kommt. Der Hamburger Provider Management Angels hat über 1500 Interims-Manager zur Vermittlung an Unternehmen registriert. Gleichzeitig laufen jeweils ungefähr 70 Projekte. Mathematisch ist die Chance, auf diesem Weg einen Auftrag zu bekommen, also auch dann klein, wenn man sich, wie es viele Interims-Manager tun, bei mehreren Providern gleichzeitig listen lässt.

Sylvaine Mody, Management Angels: Man muss in diesem Beruf Durststrecken durchhalten können.
Sylvaine Mody, Management Angels: Man muss in diesem Beruf Durststrecken durchhalten können.
Foto: Management Angels

"Manche unserer Interims-Manager machen jedoch schon das vierte Projekt hintereinander", sagt Management-Angels-Gesellschafterin Sylvaine Mody. Gute und erfolgreiche Interims-Manager hätten sich, teilweise nach einer Kündigung, bewusst und überzeugt für die Selbständigkeit entschieden. "Wer sich dagegen aus der Not heraus als Interims-Manager versucht, hat häufig keine Chance. Man braucht in diesem Beruf viel Energie und muss Durststrecken durchhalten können." Und man sollte auch Aufträge in eigener Regie an Land ziehen. "Auf dem Sofa zu sitzen und auf die Anrufe der Provider zu warten, kann ich nicht empfehlen", warnt Interims-Managerin Schmitz.