Nach Konkurs der Datum e.V. nun das Aus für die Datas GmbH, Bonn?

Interessenkonflikte um Infas-Rechenzentrum

21.05.1982

BONN (CW) - Schweren Zeiten scheint die Datas Gesellschaft für Textverarbeitung und allgemeine Serviceleistungen, Bonn, entgegenzugehen. Nach der Pleite des Datum-Vereins stehen nicht nur die RZ-Hardware, eine IBM 370/145, und die Programme zur Disposition. Ungewiß ist auch die Existenz des von Infas und Datum gemeinsam betriebenen Rechenzentrums.

Die Datas ist eine Gemeinschaftstochter des Meinungsforschungsinstituts Infas und der Datum, einem eingetragenen Verein mit dem Zweck, Auftragsforschung zu betreiben. Beide Muttergesellschaften halten je 50 Prozent der Datas-Anteile.

Ludger Westrick, Bonner Anwalt und seit dem 17. Februar dieses Jahres mit der Konkursabwicklung von Datum beauftragt, macht gegenüber Datas eine Forderung von 400 000 Mark geltend. Da die GmbH nach Westricks "sicherer Überzeugung" schon jetzt überschuldet ist, würde das endgültige Aus für das RZ bedeuten.

Infas-Chef Klaus Liepelt möchte die Leistung der Tochter auch weiterhin nicht missen und will die Anteile der Datum e.V. zu einem günstigen Preis kaufen.

Der Datum-Konkurs brachte an den Tag, daß Infas seit langerer Zeit zu Lasten des Partners Vorteile aus dem Rechenzentrum zog. Die Meinungsforscher nutzten nach Angaben des Konkursverwalters ausgiebig den Datas-Rechner, eine IBM 370/145, bezahlten aber unter Berufung auf den 50prozentigen Anteil nur die Hälfte der

Gesamtleistungen.

Anstoß an diesem vertragswidrigen Verhalten nahmen weder Datas-Geschäftsführer Diederichs, hauptberuflich bei Infas tätig, noch Datas-Prokurist Liepelt, Geschäftsführer und Mehrheitsgesellschafter des Meinungsforschungsinstituts.

Auch bei der Datum hielt man offenbar diese Praxis nicht für anstößig. Weder die Geschäftsführung noch der Verwaltungsrat, in dem neben Vertretern aus Bundes- und Länderministerien sowie Kommunen unter anderem auch Infas-Liepelt Mitglied war, monierten.

Erst als beim Datum-Verein nach der Kürzung der vorher reichlich geflossenen öffentlichen Forschungsgelder in den vergangenen beiden Jahren je eine Million Verluste entstanden waren, zog Datum Konsequenzen. Der 50-Prozent-Anteil an der Datas wurde Ende 1981 zum Ablauf dieses Jahres gekündigt. Der Gang zum Konkursrichter blieb Datum allerdings nicht erspart.

Auf der Suche nach Masse für die Datum-Gläubiger - den Aktiva des Vereins von rund 1,7 Millionen Mark stehen Passiva in Höhe von 7,4 Millionen Mark gegenüber-macht Anwalt Westrick jetzt bei der Datum und Infas-Tochter Datas eine Forderung von 400 000 Mark geltend. Begründung: Das RZ beziehungsweise Infas habe unkorrekt abgerechnet, die von Datum kassierte Summe hätte eigentlich Infas in Rechnung gestellt werden müssen.

Diese "werthaltige Forderung" will Westrick in seiner Eigenschaft als Datum-Konkursverwalter und damit als Datas-Gesellschafter auf der nächsten RZ-Gesellschafterversammlung anmelden, die nun nach mehrmaliger Terminverschiebung für den 27. oder 28. Mai anberaumt ist. Da Datas aber schon jetzt von einem hohen Schuldenberg gedrückt werde, ist der Konkurs nach Meinung des Anwalts unausweichlich- es sei denn, Infas springt für die Datas-Miesen ein und begleicht die Summe.

Aus der Sicht von Infas-Chef Liepelt sieht die Sache allerdings anders aus. Er fordert seinerseits vom Datum-Verein 1,7 Millionen Mark, da er jetzt das teure Rechenzentrum allein weiterführen müsse. Als Sicherheit hält er die im Datas-Rechner gespeicherten Programme, die von Datum-Angestellten erarbeitet und aus öffentlichen Geldern finanziert worden sind, vorerst zurück.

Daneben hat Infas beim Datum-Konkursverwalter angefragt, zu welchem Preis man den 50prozentigen Anteil an der Datas erwerben könne. Liepelt selbst geht davon aus, lediglich die 10 000-Mark-Einlage sowie einen Betrag für "die materielle Hardware", den IBM-Rechner, berappen zu müssen. Der Konkursverwalter möchte im Interesse der Gläubiger zwar die Datum-Beteiligung verkaufen, ist zur Zeit aber noch mit der Bewertung der Anteile befaßt. Was darüber hinaus mit den Datum-Programmen geschieht, die Westrick ebenfalls gerne zu Geld machen würde, wird wohl noch Gegenstand weiterer Verhandlungen sein.