XML-Technologie im Kundenservice

Interaktive Kontoauszüge bei der HVB

25.01.2002
Die Kunden der Hypo-Vereinsbank (HVB) können sich ab sofort für die Zustellung ihrer Kontoauszüge und Eurocard-Abrechnungen in digitaler Form entscheiden. Die Dokumente werden dabei in einem Internet-Archiv deponiert, auf das nur der Kontoinhaber Zugriff hat. Von Wolfgang Reis*

Ein Internet-Archiv macht die Zustellung von Kontoauszügen per herkömmliche Post bei der Hypo-Vereinsbank überflüssig und gewährleistet ihre sichere Archivierung. Im Gegensatz zum Online-Banking, bei dem der Kunde mit Hilfe der Software seiner Bank den eigenen Kontostand einsehen kann, gehen die elektronischen Auszüge in diesem Fall rechtlich in seinen Verfügungsbereich über. Niemand sonst, weder die Bank noch der Betreiber des Archivs, hat Zugriff darauf.

Der Betreiber der Dienstleistung ist die Münchner Mem IQ AG, ein Tochterunternehmen von HypoVereinsbank und Vodafone Group. "Bislang nutzen rund 10000 Kunden dieses Angebot, davon zirka 4400 Kunden der Hypo-Vereinsbank, und ihr Feedback ist allgemein sehr positiv", sagt Günter Holley, Senior Engagement Manager Webpower Märkte und Allianzen bei dem Münchner Bankkonzern.

Zeitstempel und Signatur bürgen für die EchtheitTechnologische Basis der Lösung ist die Umwandlung der Dokumente in das XML-(Extensible- Markup-Language-)Format. Das dafür notwendige Modul Mem- IQ-Connector" bildet gleichzeitig die Schnittstelle zwischen dem IT-System der Hypo-Vereinsbank und der Archivplattform des Betreibers. Die Daten für die digitalen Dokumente werden bei der Bank aus dem Druckdatenstrom abgezweigt, an den Connector weitergeleitet und dort zwischengespeichert. Nachts, wenn die Anzahl der aktiven Endkunden gering ist, wandelt das Modul alle Daten des Tages in das XML-Format um und legt sie in den persönlichen Accounts der Bankkunden beim Betreiber ab. Im Zuge der Umwandlung versieht der Connector jedes Dokument mit einem Zeitstempel und einer Signatur, so dass später die Echtheit jedes Dokuments bewiesen werden kann.

Die Anzeige für den Kunden erfolgt mittels der "Extensible Stylesheet Language" (XSL). Für den Adressaten ist das Layout auf dem Bildschirm identisch mit dem der gedruckten Dokumente. So wird die gewohnte Erscheinung garantiert. Die Online-Auszüge können aber im Vergleich zu ihren gedruckten Pendants mehr: Neben Filter- und Suchfunktionen lassen sich beispielsweise Summenauszüge erstellen oder Verweise zwischen Kreditkartenabrechnungen und den Abbuchungen auf dem Kontoauszug einfügen. Durch einen Klick auf die Buchung wird die dazugehörige Kreditkartenabrechnung aufgerufen, der Nutzer kann die abgebuchten Beträge nachvollziehen. Bei der Speicherung der Dokumente in einem reinen Anzeigeformat wie PDF wäre dies nicht möglich.

Um das Vertrauen der Kunden zu gewinnen, hat die Bank besonderen Wert auf Sicherheit gelegt: "Ein Kunde überlässt seine Bankdokumente für die Archivierung nur einem Unternehmen, das glaubhaft versichern kann, dass die Dokumente vor dem Zugriff Dritter geschützt werden", erläutert Holley die Position der Bank. Das Archiv wird aus diesem Grund in zwei verschiedenen Rechenzentren der Hypo-Vereinsbank gehostet.

Länge und Qualität der Passwörter sind vorgegebenDer Benutzer authentifiziert sich mit Benutzernamen und Passwort, wobei der Betreiber Mindestlängen und Qualitäten der Passwörter vorgibt. Nach der Authentifizierung wird eine 128-Bit-SSL- (Secure-Socket-Layer-)Verbindung aufgebaut. Darüber hinaus werden die Daten und Dokumente im persönlichen Archiv des Benutzers mit seinem individuellen Key nach dem 128-Bit-Advanced-Encryption-Standard (AES) verschlüsselt abgelegt. Diese Maßnahme zusammen mit der angebrachten Signatur schützt die Dokumente auch vor Fälschungen und Veränderungen und garantiert ihre Revisionssicherheit. Je mehr Daten im XML-Format zur Verfügung stehen, desto komplexere und vielfältigere Services lassen sich realisieren. Bereits jetzt bietet die Bank einen durch den Anwender selbst anpassbaren SMS-(Short- Message-System-)Service an, mit dem er über den Eingang von bestimmten Dokumenten in seinem Online-Safe benachrichtigt wird.

Der Finanzdienstleister plant für eine weitere Entwicklungsstufe des SMS-Service, dass auch eine Abfragelogik definierbar ist, mit der sich ein Anwender zum Beispiel über den Eingang eines bestimmten Geldbetrags informieren kann. "Das Angebot dieser Services soll der Hypo-Vereinsbank dazu verhelfen, den Grad der Kundenbindung zu erhöhen", erläutert Holley. Darüber hinaus biete die Nutzung des Archivs der Bank Möglichkeiten für One-to-One-Marketing und Cross Selling.

Ein weiteres wichtiges Argument für das Archiv ist die Kostensenkung, die davon abhängt, wie stark die Prozesse automatisiert sind und welche Postmengen versandt werden: "Wenn der klassische Postversand mit Druck, internen Prozesskosten und Porto zirka 0,80 bis 1,10 Euro kostet, können die Prozess- und Portokosten um bis zu 70 Prozent gesenkt werden", so Holley. (js)

*Wolfgang Reis ist Projektleiter Privatkunden bei der Hypo-Vereinsbank.