Intensive Beteiligungsgespraeche Bull lockt Investoren mit rosigen Geschaeftsaussichten Von Lorenz Winter*

09.09.1994

Mit einem Gewinn nach Steuern rechnet Jean-Marie Descarpentries, Vorstandsvorsitzender des Pariser Computerfabrikanten Groupe Bull SA, zum Ende des ersten Halbjahrs 1995. Damit hofft der Bull-Chef, private Investoren zum Einstieg in sein Unternehmen motivieren zu koennen.

Mit seiner optimistischen Ankuendigung will Descarpentries jene etwa 50 potentiellen Investoren zum Einstieg in die Bull-Gruppe ermuntern, denen er in den vergangenen Wochen eine Dokumentation ueber die beabsichtigte Privatisierung des Unternehmens und seine wirtschaftlichen Zukunftsaussichten zukommen liess. Dies erklaerte der Bull-Chef in einem Gespraech mit der "Financial Times".

Der Hinweis auf die bessere Geschaeftslage soll der EU-Kommission zeigen, dass sich alles zum Guten wendet und daher kein Grund zum Einspruch gegen die massiven oeffentlichen Finanzhilfen der Vormonate mehr besteht. Bruessel wird sich voraussichtlich noch in diesem Monat dazu aeussern. Gibt die Kommission gruenes Licht, zahlt Paris dem Konzern drei Milliarden Franc.

Ganz vorn in der Liste der Beteiligungskandidaten steht NEC. Die Japaner halten bisher 4,4 Prozent des Bull-Kapitals und moechten erst einmal Geschaeftserfolge sehen, bevor sie ihre Quote weiter aufstocken. Descarpentries kann bei den momentan laufenden Gespraechen zwischen Paris und Tokio schon mit ersten Ergebnissen aufwarten. Im ersten Halbjahr 1994 ging der Betriebsverlust bei Bull von 1,2 auf 0,43 Milliarden Franc zurueck. Der Verlust nach Steuern verringerte sich von 1,98 auf 1,55 Milliarden.

Der Bull-Chef erklaerte diese Verbesserung mit einer Reduzierung der Lohnsumme um neun Prozent sowie einer Kappung der lohnunabhaengigen Kosten um 13 Prozent. Hier ist im wesentlichen die Folge abgebauter Nettoverschuldung gemeint, die nach dem Zuschuss von acht Milliarden Franc seitens der oeffentlichen Hand, France Telecom und NEC von 10,3 auf 4,45 Milliarden Franc gesunken ist.