Schwere Vorwürfe gegen den 80386-Hersteller

Intels Kunden müssen Männchen machen

29.04.1988

LOS ANGELES (lDG) - Das Unternehmen Intel, Herr über die begehrten Mikrochips 80386, muß sich von seinen Kunden bittere Vorwürfe gefallen lassen. Hardware-Entwickler unterstellen dem Halbleiterhaus, seine beherrschende Marktposition gnadenlos auszunutzen.

Ihrer Meinung nach zwingt Intel seine Kunden, im Gegenzug für eine Lieferung der knappen Mikrochips, auch gleich 286er-Bausteine oder Systemboards zu kaufen, die niemand haben will.

Einige Händler glauben sogar, Intel hält die Lieferknappheit gezielt aufrecht, um seine Abnehmer Männchen machen zu lassen. "Wir verkaufen zu Selbstkosten oder mit Verlust, nur um im Geschäft zu bleiben", sagt ein Einkäufer des Unternehmens American Micro Technology. Gera de kleinere Unternehmen, die mit dem schnellen Baustein auf Gedeih und Verderb von der Geschäftspolitik Intels abhängen, haben einen schweren Stand. Obwohl sie bereit sind, zusätzlich 286er-Sets zu kaufen und die 25-Megahertz-Chips auch auf teuren 386er-Boards abzunehmen, liefert Intel nur an wenige Großabnehmer, unter anderem an den Workstation-Hersteller Sun. Solche Kunden kennen dann auch keine Probleme. Ein Sprecher der AST Research Corp. sagte, Intel zeige sich ihnen gegenüber für die große Abnahme der 286er erkenntlich und lasse das Unternehmen nicht auf dem trockenen sitzen.

Der Herr der Halbleiter selbst weist solche Vorwürfe allerdings energisch zurück und begründet die Lieferengpässe mit einer starken Nachfrage.