Probleme mit Lieferketten

Intels Grafikkarten verspäten sich

11.05.2022
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Intels Pläne, mit eigenen Grafikchips gegen die Platzhirsche Nvidia und AMD anzutreten, verzögern sich. Probleme in der Softwareentwicklung und mit Lieferketten machen dem Hersteller zu schaffen.
Mit seinem Zeitplan für die Einführung eigener Grafikkarten hat sich Chipriese offenbar übernommen.
Mit seinem Zeitplan für die Einführung eigener Grafikkarten hat sich Chipriese offenbar übernommen.
Foto: Tada Images - shutterstock.com

Intel kann seine Roadmap für Graphics Processing Units (GPUs) nicht halten. Noch vor drei Monaten lautete der Plan, im laufenden Jahr mehr als vier Millionen der neuen Grafikkarten "Intel Arc" auszuliefern. Bereits im ersten Quartal dieses Jahres sollten verschiedene Rechnerhersteller Notebooks mit Intel-Arc-GPUs mit dem Codenamen "Alchemist" auf den Markt bringen. Ab dem zweiten Quartal würden Add-in-Karten für Desktops, ab dem dritten Jahresviertel auch für Workstations folgen, so der Zeitplan.

Den hat das Intel-Management nun jedoch über den Haufen geworfen. Lisa Pearce, Vice President und General Manager für die Visual Compute Group von Intel, räumte in einem Blog-Beitrag ein, dass es wegen Softwareproblemen und Schwierigkeiten in den globalen Lieferketten durch Corona-Lockdowns zu Verzögerungen gekommen sei. Daher würden OEM-Designs mit den Mobile-Varianten von Intel Arc Graphics erst in diesem Monat verfügbar sein.

Pearce zufolge arbeitet Intel eng mit Hardwareherstellern wie Samsung, Lenovo, Acer, HP und Asus zusammen, um so schnell wie möglich Laptops mit Intel-Arc-3-Grafik auf den Markt zu bringen. Rechner mit den leistungsstärkeren Mobile-GPU-Varianten Arc-5 und Arc-7 sollen ab dem Frühsommer verfügbar sein.

Da Grafikprozessoren in Laptops fest verdrahtet sind, lassen sie sich vergleichsweise einfach auf andere Rechnerkomponenten abstimmen und so Inkompatibilitäten vermeiden. Das ist bei Stand-alone-Grafikkarten, wie sie in Desktop-Systemen verbaut werden, anders. Hier müssen die Grafikeinheiten auf eine Vielzahl von unterschiedlichen Kombinationen aus Speicher, Motherboard und CPU angepasst werden.

Intels GPU-Reise startet in China

Intel tut sich damit schwer, wie Pearce einräumte. Um die Komplexität zu reduzieren, will das Unternehmen nun gemeinsam mit den OEMs und anderen Anbietern von Systembausteinen mit bestimmten Konfigurationen beginnen. Komplettsysteme der Einstiegsklasse mit der Intel Arc A-Serie für Desktops (A3) sollen im Laufe des zweiten Quartals 2022 zunächst in China herauskommen.

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Viele Rechnerkomponenten würden in China gefertigt, so Pearce. Die Nähe zum chinesischen Markt und die starke Nachfrage nach Einstiegsprodukten machten diesen Markt zu einem vorrangigen Ziel. Der nächste Schritt werde dann sein, die eigenen Grafikchips und -karten global zu skalieren. Das dürfte allerdings bis zum Herbst dieses Jahres dauern. Dann wird sich Intel auch an der starken Konkurrenz von AMD und Nvidia messen lassen müssen. Beide Hersteller, die den Markt für Grafikchips derzeit unter sich aufteilen, werden dann vermutlich ebenfalls neue Produktreihen vorstellen.

Intel hatte zuletzt immer wieder mit Schwierigkeiten in seiner Chipproduktion zu kämpfen. Die Verzögerungen in Sachen GPUs sind ein weiterer Rückschlag, zumal der Halbleiterkonzern ambitionierte Pläne verkündet hatte. Pearce entschuldigte sich dafür, die eigene Community nicht früher darüber informiert zu haben, dass man zusätzliche Entwicklungszeit brauche.