Anwender warten auf den Nachfolger

Intels 860-Chip: Probleme bei Multiprozessor-Anwendungen

09.02.1990

MENLO PARK (CW) - Entwickler für Multiprozessor-Anwendungen können sich über den Intelprozessor 860 nicht so recht freuen: In Umgebungen, die Daten-Caches und verteilte Speicherarchitekturen besitzen, bekommt der Nutzer des Hochleistungschips Probleme.

Nach Meinung von Michael Slater vom "Microprocessor Report" warte momentan jeder, der ernsthaft Anwendungen unter dem 860-Prozessor ins Auge fasse, auf kommende Versionen des Intel-Chips. Erste Prototypen der Nachfolger -von Intel N11 und N12 genannt - befinden sich momentan in der Alpha-Testphase. Die Sprecherin der Intel Semiconductor GmbH in Feldkirchen, Marion Koehler, konnte zu den Schwierigkeiten keine Aussage machen.

Das Problem bei dem 860-Chip ist sein Rückschreibverhalten in den Cache-Speicher, welches ohne eine sogenannte "Snoop"-Option versehen ist. Bei Daten-Aktualisierungen werden diese vom Prozessor nicht immer direkt in den Arbeitsspeicher durchgeschrieben. Vielmehr erledigt der Chip dies nur in größeren Bursts. Greift nun ein anderer Prozessor auf von einem 860-Prozessor geänderte, aber noch nicht im Arbeitsspeicher modifizierte Daten zu, so lenkt keine "Snoop"-Funktion diesen Lesebegriff auf den aktuelleren Datenbestand im 860-Cache um.

Slater meinte allerdings auch, daß in Multiprozessor-Umgebungen, in denen keine verteilten Speicherkonzepte vorlägen, die evident gewordenen Probleme des Intel-Prozessors naturgemäß nicht auftreten würden.

Die jetzt im Test befindlichen Nachfolgechips sollen neue Instruktionen enthalten, die speziell auf Multiprozessor-Anwendungen zugeschnitten sind. Sie werden auch den zusammen mit der Alliant Computer Systems entwickelten PAX-Standard (Parallel Architecture Extended) unterstützen. +