Heiner Geißler

"Intelligenz kann nicht schaden"

20.02.2011
Von  und Nicolas Zeitler
Karen Funk ist Senior Editor beim CIO-Magazin und der COMPUTERWOCHE (von Foundry/IDG). Ihre inhaltlichen Schwerpunkte sind IT-Karriere und -Arbeitsmarkt, Führung, digitale Transformation, Diversity und Sustainability. Als Senior Editorial Project Manager leitet sie zudem seit 2007 den renommierten IT-Wettbewerb CIO des Jahres. Funk setzt sich seit vielen Jahren für mehr Frauen in der IT ein. Zusammen mit einer Kollegin hat sie eine COMPUTERWOCHE-Sonderedition zu Frauen in der IT aus der Taufe gehoben, die 2022 zum 6. Mal und mit dem erweiterten Fokus Diversity erschienen ist.

Freund der Quote

Ernst wurde er auf Nachfrage von CIO-Chefredakteur Horst Ellermann beim Thema Frauenquote. Diese sei unbedingt notwendig. Nach wie vor würden Frauen "systematisch" von Führungspositionen ferngehalten. Dabei agierten sie intuitiver und verbänden kreatives Wissen stärker mit Intelligenz als Männer.

Geißler plädierte für eine vernetzte Intelligenz. Das Kognitive sei nicht die einzige entscheidende Dimension, ebenso wichtig die Verbindung zur emotionalen Ebene. Dem gemäß hat sich vor Jahren schon in Baden-Württemberg gezeigt, dass es nicht dienlich sei, dass nur "Einser-Juristen" in Frage kämen für die Position eines Landrats. An der Universität oder in der Schule erbrachte Leistung entscheide nicht über den späteren Erfolg im Leben. Umgekehrt : Literatur-Nobelpreisträger Winston Churchill beispielsweise sei ein schlechter Schüler gewesen.

Kritik an der Pisa-Studie

Heiner Geißler verwies darauf, dass der Begriff Intelligenz gleichwohl noch oft nur eindimensional betrachtet werde. Ein Beispiel sei die Pisa-Studie, mit der die Leistungen von Schülern allein auf der kognitiven Ebene gemessen werden. Die kreative Intelligenz werde hier gänzlich vernachlässigt.

Fragen warf Geißler auch bei der Betrachtung des Begriffs "Moral" auf. Das Christentum nutze die Zehn Gebote als Moralkodex. Im Absolutismus sei die Formel "L’etat c’est moi" Grundlage der staatlichen Moralvorstellungen gewesen. Auch Kommunismus und Nazi-Regime hätten ihre jeweils eigene Moral gehabt. Heute sei weithin wohl am ehesten der Kategorische Imperativ von Immanuel Kant gängig: So zu handeln, wie man auch von anderen behandelt werden wolle.

Doch auch der könne keine endgültige Antwort auf die Frage nach Moral sein. Als Führungskraft müsse man sich sein eigenes Moralverständnis immer wieder bewusst machen. Um nichts weniger gehe es bei Führung: Das eigene Menschenbild umsetzen in die Art und Weise, wie man mit Mitarbeitern umgehe.