Heiner Geißler

"Intelligenz kann nicht schaden"

20.02.2011
Von  und Nicolas Zeitler
Karen Funk ist Senior Editor beim CIO-Magazin und der COMPUTERWOCHE (von Foundry/IDG). Ihre inhaltlichen Schwerpunkte sind IT-Karriere und -Arbeitsmarkt, Führung, digitale Transformation, Diversity und Sustainability. Als Senior Editorial Project Manager leitet sie zudem seit 2007 den renommierten IT-Wettbewerb CIO des Jahres. Funk setzt sich seit vielen Jahren für mehr Frauen in der IT ein. Zusammen mit einer Kollegin hat sie eine COMPUTERWOCHE-Sonderedition zu Frauen in der IT aus der Taufe gehoben, die 2022 zum 6. Mal und mit dem erweiterten Fokus Diversity erschienen ist.
Auf den Hamburger IT-Strategietagen redete Heiner Geißler CIOs und Managern ins Gewissen: Wer gut führen will, braucht Moral und Intelligenz.
Heiner Geißler, Bundesminister a.D., auf den Hamburger IT-Strategietagen 2011.
Heiner Geißler, Bundesminister a.D., auf den Hamburger IT-Strategietagen 2011.
Foto: Joachim Wendler

Von "Stuttgart 21" können auch CIOs lernen. Heiner Geißler, Bundesminister a.D. verwies auf den 9. Hamburger IT-Strategietagen (10. und 11. März 2011) auf die Inhalte tausender E-Mails, die er nach der Schlichtung des Konflikts um das umstrittene Bahnprojekt erhalten hatte. Darin hätten Bürger nebenbei ihren Frust über alles Mögliche abgelassen, das ihnen bei der Bahn aufstoße. Einer der am häufigsten genannten Kritikpunkte: Die Fahrkartenautomaten. Denn hier fehle den Bahnkunden die direkte Kommunikation.

Geißler übertrug diese Beschwerden in die Arbeitswelt von IT-Chefs: "Schauen Sie in Ihrem Bereich, wo sie Kommunikation unnötig automatisieren", mahnte er. Bei der Bahn jedenfalls funktionierten Information über Verbindungen und Buchung von Reisen im direkten Gespräch im Service-Center viel besser als an Automaten.

Mit Argumenten überzeugen

Mit diesem Beispiel stieg Geißler in den Vortrag "Führung durch Intelligenz und Moral" ein, den er vor über 700 CIOs und IT-Managern in Hamburg hielt. "In der Wirtschaft und der Politik kann Intelligenz nicht schaden", formulierte er augenzwinkernd und kam auf unterschiedliche Facetten der Intelligenz zu sprechen: die kognitive, die kreative, die intuitive, die metaphysische, die sprachliche und die ethische.

Ebenfalls mit dem Verweis auf das Stuttgarter Bahnprojekt erklärte Geißler, dass, wer Beschlüsse durchsetzen wolle, immer mit Argumenten überzeugen müsse. "Stuttgart 21" zum Beispiel sei vor mehr als zehn Jahren beschlossen worden. Jetzt, da die Bauarbeiten starteten, müsse das der Bevölkerung erneut vermittelt werden - auch wenn das Vorhaben einst schon in den zuständigen Gremien demokratisch legitimiert worden sei. Eigene Interessen durchzusetzen, ob als Generalsekretär der CDU oder als Führungskraft in der Wirtschaft, gelinge nur "durch Überzeugung", so Geißler.