Multipoint-Konferenzen mit Hilfe eines Operators

Intel und Telekom forcieren mit Proshare 2.0 das Data-Sharing

03.05.1996

Das Proshare-Release 2.0 ist mehr als nur "ein kostenloses Upgrade", erklaerte Intel-Manager Mathias Ebert anlaesslich der Produktpraesentation in Muenchen. Auf der Basis des erst vor wenigen Monaten verabschiedeten ITU-Standards T.120 soll es maximal acht Personen von unterschiedlichen Standorten aus die Teilnahme an einer PC-Konferenz ermoeglichen und damit, wie es im Fachjargon heisst, Multipoint-faehig sein. Dabei lassen sich nicht nur Videokonferenzteilnehmer ueber ISDN, ein LAN oder Modems zusammenschalten, das virtuelle "Konferenzteam" kann nun auch gemeinsam Dokumente bearbeiten.

ISDN automatisiert die Konferenzschaltung

Dreh- und Angelpunkt einer solchen Multipoint-Konferenz ist nach Angaben von Intel eine sogenannte Multipoint Control Unit (MCU). Die Aktivierung dieser "Steuerstation" wird bereits heute als Dienstleistung von internationalen Carriern (zum Beispiel Telekom, AT&T und France Telecom) angeboten und bedeutet die remote Aktivierung involvierter Proshare-Stationen - nach vorheriger Anmeldung durch den Veranstalter einer Multipoint-Konferenz. Im Falle der Telekom bedeutet dies allerdings noch fuer rund ein halbes Jahr die notwendige Unterstuetzung durch einen Operator im Team World Center des ehemaligen Postunternehmens. Spaetestens dann jedoch soll, zumindest fuer ISDN-Kunden, eine automatische Schaltung von Multipoint-Konferenzen moeglich sein. Auch an den momentan noch recht hohen Tarifen (zwei Mark pro Minute zwischen 9.00 Uhr und 18.00 Uhr, das Doppelte in den Nachtstunden) duerfte sich dann noch etwas aendern, hiess es in Muenchen.

Wie die frueheren Proshare-Versionen 1.6 beziehungsweise 1.8 besteht auch das neue Release aus je einer PC-Video- und -ISDN- Karte, einer Videokamera, Ohrhoerer mit eingebautem Mikrofon sowie der eigentlichen Konferenz- und Kommunikationssoftware Proshare Premier. Als Hardwarebasis wird ein PC mit Pentium-Prozessor (90 Megahertz), mindestens jedoch ein 486er Rechner (66 Megahertz) empfohlen. Alle Proshare-Produkte laufen wie bisher unter Windows 3.1 oder Windows 95. Auch am Verkaufspreis in Deutschland von 2900 Mark und am Vertrieb durch die Telekom hat sich nichts geaendert.

Neu sind jedoch einige wesentliche Produkt-Features. Das Pro- share Video System 200 ist in der Version 2.0 nun laut Intel sowohl fuer die Leitungsvermittlung im ISDN als auch fuer die Paketvermittlung in LANs konzipiert. Bei der synchronen Leitungsvermittlung durch den jeweiligen Netzbetreiber werden fuer die Dauer einer Videokonferenz feste Verbindungen zu den angewaehlten Teilnehmern (Multipoint) geschaltet, waehrend sich im LAN die als Bit-Pakete adressierten Daten den schnellsten Weg zum Empfaenger suchen. Deshalb sind bisher im LAN nur Punkt-zu-Punkt- Videokonferenzen moeglich. Das im neuen Proshare-Paket als Modul integrierte Proshare Video System 150 ist hingegen speziell fuer Videokonferenzen in LANs konzipiert und war bisher nur als Einzelsystem ohne ISDN-Karte erhaeltlich. Es ermoeglicht zwar keine Multipoint-Video-, aber Multipoint-Datenkonferenzen mit bis zu fuenf Teilnehmern auf Basis des T.120-Standards.