Wachstum lockt Hardwarehersteller

Intel und IBM kämpfen um den Markt für Netzwerkchips

10.09.1999
MÜNCHEN (CW/IDG) - Mit Intel und IBM engagieren sich zwei der größten Hardwarehersteller verstärkt im Markt für Kommunikations-Prozessoren. Beide Anbieter wollen mit programmierbaren Chips in die Domäne etablierter Netzprodukte-Anbieter eindringen.

"Wir haben den Computern die Gehirne gegeben. Jetzt wollen wir die Gehirne für das Internet liefern." Mit diesen Worten beschreibt Intels Vice-President Mark Christensen die ambitionierten Pläne des Halbleiterkonzerns. Rund drei Milliarden Dollar haben die Kalifornier dieses Jahr bereits in ihre Internet-bezogenen Aktivitäten investiert, die Christensen auf der Intel Developers Conference in Palm Springs erstmals unter der Bezeichnung Internet Exchange Architecture (IXA) anpries.

Die Ziele des Halbleiterkonzerns sind hochgesteckt. Im Bereich der Kommunikationsgeräte - die Bandbreite reicht von Mobiltelefonen und Modems über Hubs und Router bis hin zu leistungsstarken Switches - will man eine ähnliche dominante Marktposition erlangen wie bei PCs. Ein erster Meilenstein soll der Netzwerkprozessor "IXP 1200" sein.

Nach der Lesart Intels könne dieser programmierbare Chip die hochspezialisierten und teuren Prozessoren, die bislang in Switches und Routern eingesetzt werden, ersetzen. Zu den ersten Kunden zählen angeblich Cisco Systems, der Hersteller von Netzkomponenten Newbrigde Networks und Broadband Access Systems, Anbieter von Ausrüstungen für das Kabelfernsehen. Ein mit 200 Millionen Dollar ausgestatteter Fonds soll ferner dazu beitragen, daß Drittunternehmen Hardware und Software für die IX-Architektur entwickeln.

Intels Netzwerkprozessor basiert auf einer Architektur von Strong Arm. Der Halbleiterkonzern hatte die einstige Tochter von Digital Equipment vor rund 18 Monaten aufgekauft. Diese Akquisition war nur eine von vielen im Netzmarkt. Erst im August übernahm Intel für 2,7 Milliarden Dollar Level One Communications, einen Hersteller von Chips für die DSL-Technik (DSL = Digital Subsriber Line). Zuvor hatten sich unter anderem Firmen wie Shiva oder die Softwareschmiede Dialogic unter das Dach des Branchenriesen begeben müssen.

IBM auf dem Weg zum Komponentenhersteller

Trotz dieser Bemühungen sieht sich Intel starken Konkurrenten im Netzmarkt gegenüber. Anbieter wie Lucent Technologies, Broadcom, Analog Devices und PMC-Sierra gehören zu den wichtigsten Anbietern. Eine ernste Bedrohung erwächst dem Halbleitergiganten nun auch von anderer Seite. Fast zeitgleich mit den Plänen Intels hat IBM, größtes IT-Unternehmen der Welt, ebenfalls ehrgeizige Pläne für Netzwerkchips bekanntgegeben.

IBMs Ankündigung kam einerseits überraschend, weil der Konzern wenige Tage zuvor mitgeteilt hatte, aus dem Geschäft mit kompletten Netzgeräten auszusteigen. Diese Sparte soll ausgelagert und in eine Kooperation mit Cisco eingebracht werden (siehe Seite 1). Andererseits verfolgt Big Blue schon seit längerem die Strategie, sein Geschäft mit Komponenten für verschiedenste Arten von Informationsgeräten auszubauen und hier zu einem führenden Anbieter zu werden.

Ähnlich wie im Fall Intel ist die Strategie IBMs breit angelegt und umfaßt eine Reihe von Aktivitäten. Vor gut einer Woche lüftete der Hersteller den Schleier über mehreren Kommunikations-Prozessoren, die vor allem in Switches und Routern eingesetzt werden sollen. Die Netzwerkchips sollen sich durch Umprogrammierung auf einfache Weise an veränderte Aufgaben anpassen lassen. Gegenwärtig überwiegend eingesetzte Asics (Application-specific Integrated Circuits) sind dagegen für bestimmte Aufgaben fest verdrahtet. Zu den ersten Kunden für die Kommunikationschips zählt IBM Nortel Networks und die französische Alcatel.

In einem neu eingerichteten Forschungs- und Entwicklungszentrum hat IBM zudem Forscher aus seinen Labors in Zürich, dem israelischen Haifa und Yorktown im US-Bundesstaat New York zusammengefaßt. Darüber hinaus kooperiert der Konzern mit dem Startup-Unternehmen C-Port aus North Andover, Massachusetts. C-Port entwickelt ebenfalls programmierbare Kommunikationschips.