Intel und AMD wollen in die gute Stube

10.01.2006
Zeitgleiche Strategiewechsel zielen auf den Markt für Verbraucherprodukte.

Intel betreibt die Neuausrichtung besonders gründlich: Nach 40 Jahren wird selbst das Firmenlogo geändert. Und der Slogan heißt nicht mehr "Intel Inside", sondern "Intel Leap Ahead". Er soll, so Firmenchef Paul Otellini, den Markenwert des Unternehmens steigern. Ein "Sprung nach vorn" wurde schon einmal angekündigt - dem rotchinesischen Partei- und Regierungschef Mao Zedong missriet er gründlich. Um das neue Logo bekannt zu machen, gibt Intel nach Informationen von "Business Week" für eine Werbekampagne 2,5 Milliarden Dollar aus.

Cores im Solo und Duo

Parallel dazu werden die Prozessoren umbenannt. Die Notebook-CPU "Yonah" wird nicht mehr unter dem Titel "Pentium M" auf den Markt kommen. Dieser stromsparende Chiptyp wird "Core Solo" beziehungsweise "Core Duo" heißen. Damit wird sofort klar, ob es sich um einen Prozessor mit einem oder mit zwei Rechenkernen handelt. Die Pentium-CPUs für Desktop-PCs behalten noch mindestens bis Mitte 2006 ihren alten Namen, dann könnte eine Neubenennung ins Haus stehen. Außerdem will sich Intel endgültig von der an Gigahertz-Größen orientierten Spezifizierung der Prozessoren trennen. Die künftigen Bezeichnungen sollen für das Verhältnis von Leistung zu Stromverbrauch stehen.

Multimedia-Dirigent

In dem über 150 Chips umfassenden Produktkatalog von Intel werden künftig vermehrt Chip-Bundles auftauchen. Nach dem Erfolg des "Centrino"-Pakets für Wireless Computing sieht sich Otellini in seiner Strategie bestätigt, das Unternehmen nicht als Prozessorfabrikant, sondern als Hersteller von Plattformen zu positionieren. Das nächste Bundle heißt "Viiv", gesprochen "Weif", und ist eine Multimedia-Plattform. Sie umfasst einen Dual-Core-Prozessor, ein auf Media-Anwendungen zugeschnittenes Chipset und Netzwerkbauteile sowie Steuerungs- und Kommunikationssoftware.

Intel möchte Viiv-PCs als Steuerungszentrum eines drahtlosen Netzes platzieren, in dem alle Unterhaltungsgeräte vom Fernseher über Spielekonsolen bis hin zu Audiokomponenten eingebunden sind. Bedingung ist, dass sie Viiv-kompatibel sind. Um die Marktmacht zu gewinnen, die notwendig sein wird, um die zahlreichen Anbieter von Audio- und Video-Equipment auf Linie zu bringen, soll Viiv-Content die Anwendernachfrage stimulieren. Dazu hat Intel Partnerschaften mit dem Online-Dienst AOL, den Fernsehsendern MTV und NBC sowie mit Clickstar, einer Filmproduktion aus Hollywood, und anderen Unternehmen geschlossen. NBC will erstmals zu den olympischen Winterspielen in Turin Teile des Programms exklusiv für Viiv-Nutzer via Internet verbreiten.

Auch AMD zielt aufs Wohnzimmer, vermeidet aber im Gegensatz zu Intel die Bindung an proprietäre Vorgaben. Vielmehr will AMD erklärtermaßen ausschließlich offene Standards in der Gerätekommunikation unterstützen. Hier heißt das Konzept "AMD Live". Das Logo dokumentiert lediglich, dass sich ein PC-Hersteller an ein Set von Industriestandards gehalten hat. Von AMD stammt nur der Prozessor. Partner bei diesem Ansatz sind Alienware, ATI, Broadcom, Motorola, Nero, Nvidia und Via.

AMD setzt auf Offenheit

Bei der Öffnungsstrategie geht AMD so weit, die viel gelobte Hypertransport-Technik für die Chip-zu-Chip-Kommunikation der Opteron-Prozessoren in Lizenzen zu vergeben. Andere Chiphersteller sollen so in die Lage versetzt werden, spezielle Prozessoren zu entwickeln, um spezifische Rechenlasten schneller zu bewältigen. So könnten Opteron-Systeme entstehen, deren Coprozessor Floating-Point-Berechnungen, XML- oder Java-Anwendungen zu besonders hohem Durchsatz verhilft. (ls)