Erneut Hoffnungen auf ein Ende der Krise

Intel und AMD erhöhen die Prognosen

13.12.2002
MÜNCHEN (CW) - Etwas überraschend haben Ende vergangener Woche die Halbleiterhersteller Intel und Advanced Micro Devices (AMD) ihre Umsatzerwartungen für das laufende vierte Quartal nach oben korrigiert. Branchenkenner warnen jedoch vor allzu großer Euphorie.

Die Begründung, die die beiden Chipproduzenten für ihr positives Stimmungsbild zum Ende des Jahres nannten, klang weitgehend identisch: Die wieder gestiegene Nachfrage nach PC-Prozessoren sowie das anhaltend gute Geschäft mit Flash-Speichern für Mobiltelefone lassen auf leicht über dem Plan liegende Umsätze im vierten Quartal schließen.

Intel erwartet deshalb für die Schlussperiode des Geschäftsjahres 2002 Einnahmen in einem Zielkorridor zwischen 6,8 und 7,0 Milliarden Dollar, wobei das Unternehmen selbst sowie die Analysten nach gängiger Praxis dabei stets die obere Marke im Visier haben. Gegenüber der von Chief Financial Officer (CFO) Andy Bryant bei der Vorlage der Ergebnisse des dritten Quartals abgegebenen Umsatzprognose von 6,4 bis 6,9 Milliarden Dollar dürfte also ein leichtes Plus zu erwarten sein. AMD rechnet für das vierte Quartal mit einem Umsatz von bis zu 700 Millionen Dollar. Das würde gegenüber der Vergleichsperiode des Vorjahres einem Zuwachs von rund 35 Prozent entsprechen. Bisherige AMD-Schätzungen gingen von einem Zuwachs von maximal 20 Prozent aus.

Spannender als die nackten Zahlen dürfte jedoch erneut deren Interpretation sein. Denn einmal mehr stellt sich die Frage, inwieweit sich solche zarten Blüten eines Aufschwungs als stabiler Trend erweisen - gilt die Halbleiterbranche doch seit jeher als Vorbote der allgemeinen Entwicklung in der IT-Industrie. Dass das Geschäft im vierten Quartal leicht anziehen würde, war in den zurückliegenden Wochen aufgrund diverser Anzeichen im Markt erwartet worden. PC-Hersteller wie Hewlett-Packard (HP) hatten von einem gut anlaufenden Vorweihnachtsgeschäft gesprochen; Intel-CFO Bryant hatte zudem schon Anfang November auf die starke Nachfrage insbesondere bei asiatischen Notebook- und PC-Assemblern sowie guten, allerdings "saisonal bedingten", Absätzen in den USA und Europa hingewiesen.

Vor allem Letzteres ist es, was die Analysten bei einer Einschätzung der Situation in der Chipindustrie nach wie vor skeptisch stimmt. Morgan-Stanley-Analyst Mark Edelstone beispielsweise hatte erst am vergangenen Mittwoch die Aktien des gesamten Chipsektors von "attractive" auf "in-line" herabgestuft. Begründung: Die Branche leide nach wie vor an Überkapazitäten. Gleichzeitig fehle es dem PC-Markt als dem wesentlichen Impulsgeber an "stimulierenden Innovationen". Aus dem traditionell guten Vorweihnachtsgeschäft und individueller Wettbewerbsvorteile wie im Falle von AMD mit den Athlon-XP-Chips 2600 und 2700 dürfe man deshalb keinen falschen Schlüsse ziehen. Signifikantes Wachstum sei für das erste Halbjahr 2003 nicht zu erwarten. Dass man über Aussagen wie diese geteilter Meinung sein kann, belegt indes die Einschätzung einer anderen US-amerikanischen Investmentbank: Lehman Brothers stufte am vergangenen Dienstag die Aktien von Intel und AMD herauf. (gh)