Intel trotzt der Chipflaute

18.01.2005
Mit einem starken Prozessorgeschäft im Rücken kann es sich der Marktführer leisten, die Konkurrenten im Flash-Speichermarkt mit Kampfpreisen unter Druck zu setzen.

Mit einem Rekordumsatz in Höhe von 34,2 Milliarden Dollar schloss Intel ein unruhiges Jahr 2004 versöhnlich ab. Die Einnahmen lagen um 500 Millionen Dollar höher als im Boom-Jahr 2000. Angesichts von Fertigungspannen war Intel-CEO Craig Barrett Mitte vergangenen Jahres der Kragen geplatzt. "So kennen wir Intel nicht, und so wollen wir es nicht", schrieb er in einer Mail.

"Diese Probleme liegen hinter uns", zog jetzt Barretts Kronprinz Paul Otellini einen Schlussstrich unter die Querelen des vergangenen Jahres. Intels derzeitiger Chief Operating Officer (COO), der im Mai 2005 auf den CEO-Posten nachrücken soll, berichtete von einer starken Nachfrage in allen Segmenten und Märkten. Vor allem im Unternehmensbereich habe die Auslieferung von Prozessoren für Notebooks und Server im vierten Quartal 2004 ein neues Rekordniveau erreicht. Es gebe keinen Hinweis darauf, dass dieser Trend 2005 zu Ende gehe, zeigte sich Otellini optimistisch.

Experten nehmen jedoch an, dass sich das Wachstum im weltweiten Halbleitermarkt 2005 deutlich verlangsamen wird. Mit steigenden Lagerbeständen hatte sich diese Entwicklung bereits im zweiten Halbjahr 2004 angedeutet.

Das bekam auch Intel zu spüren. Obwohl der Umsatz im vierten Quartal 2004 im Jahresvergleich um rund zehn Prozent auf knapp 9,6 Milliarden Dollar wuchs, verringerte sich der Gewinn um zwei Prozent auf 2,12 Milliarden Dollar.

Intels Trumpf bleibt die Prozessorsparte. Hier stiegen die Einnahmen im abgelaufenen Quartal im Vergleich zum Vorjahr um fast sieben Prozent auf 8,23 Milliarden Dollar. Im umkämpften Marktsegment für Flash-Speicherchips hatte Intel Ende 2004 einen Preiskampf um mehr Marktanteile angezettelt. Zwar gelang es Intel damit, seinen Umsatz mit Flash-Speichern im zurückliegenden Quartal im Jahresvergleich um 61 Prozent auf 643 Millionen Dollar zu pushen. Unter dem Strich brachte diese Strategie jedoch Verluste. Intels Communications Group wies im vierten Quartal ein operatives Minus von 196 Millionen Dollar aus.

Angesichts eines Jahresgewinns von 7,5 Milliarden Dollar, rund einem Drittel mehr als 2003, sind diese Verluste jedoch zu verschmerzen. Vor allem wenn es darum geht, die Konkurrenz unter Druck zu setzen. Zu spüren bekam das in erster Linie Wettbewerber Advanced Micro Devices (AMD). Für das vierte Quartal, dessen Zahlen zu Redaktionsschluss noch nicht vorlagen, reduzierten die Verantwortlichen wegen des harten Wettbewerbs im Markt für Flash-Produkte ihre Erwartungen. Neben rückläufigen Einnahmen erwartet AMD einen operativen Verlust der Sparte.

AMDs finanzielles Schicksal ist eng mit dem Speicherchipgeschäft verknüpft. Um diese Abhängigkeit zu mindern, setzen die Verantwortlichen auf das Prozessorgeschäft. Nach dem Erfolg der "Opteron"-CPUs hofft AMD, auch im lukrativen Notebook-Segment Boden gutzumachen. Der stromsparende und speziell auf mobile Anwendungen ausgelegte "Turion"-Chip soll noch im ersten Halbjahr 2005 mit Intels Centrino-Prozessor "Pentium M" konkurrieren. (ba)