Intel stellt HMOS- und CHMOS-Fertigungskapazitäten zur Verfügung:"Hier können Kunden Silizium schmelzen"

23.10.1981

CHANDLER/ARIZONA (cw) - Die Intel Corporation hat vor kurzem eine "Siziliumschmelze" In Betrieb genommen, deren Fertigungsanlagen Kunden mit eigenen Erfahrungen im Entwurf von LSI-Schaltungen zur Verfügung stehen sollen. Der Ausdruck "Siliziumschmelze" (Silicon Foundry) scheint ein typisches Understatement zu sein, stehen doch in dem neuen Werk in Chandler, Arizona, modernste HMOS- und CHMOS-Technologien für Kunden bereit, die einerseits nichts von Standardschaltungen wissen wollen, denen aber andererseits der Fremdbezug kundenspezifischer Schaltungen zu teuer ist.

In diesem Zusammenhang hat Intel darauf hingewiesen, daß viele Bezieher von Halbleiterschaltungen davon Abstand genommen haben, wegen des stürmischen Fortschritts in der Chip-Verarbeitungstechnologie eigene Fertigungsanlagen zu installieren. "Diese Unternehmen haben zwar einen zum Teil erheblichen Bedarf an im Hause entworfenen LSI-Chips, sie sind aber nicht in der Lage, die Zeit da Know-how und die Kosten zur Beschaffung, Installation und Wartung derartig kostspieliger und technisch anspruchsvoller Systeme bereitzustellen, die zur Einrichtung kosteneffizienter und mit hohen Erträgen arbeitender Fertigungslinien erforderlich sind", sagte Jack C. Carsten, Vizepräsident und General Manager von Intels Microcomputer Division auf einer Pressekonferenz in Chandler. "Dieser Siliziumschmelzbetrieb ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu dem neuen Geschäft des Marketings von Fertigungskapazitäten neuesten Stands der Technik."

500-Millionen-Dollar-Markt

Mit der neuen Siliziumschmelze will Intel seine Kunden in die Lage versetzen, nach dem Mehrwertprinzip ihre eigenen kundenspezifischen Entwürfe zu entwickeln, ohne sich mit der Einrichtung und dem Betrieb eines vollständigen Fertigungswerks belasten zu müssen.

Nach Ansicht von Intel spart die Siliziumschmelze den Kunden Kosten für die Entwicklung neuer LSI-Prozesse ein, die auf drei bis acht Millionen Dollar je Schaltungsentwurf geschätzt werden. Intel rechnet mit einem Umsatzvolumen des neuen Marktes von 50 Millionen Dollar zu gegenwärtigen Preisen und mit einem Wachstum auf 500 Millionen Dollar bis 1985.

Im Rahmen der den Kunden zur Verfügung stehenden HMOS- und CHMOS-Fertigungsprozesse werden die kundenspezifischen Schaltungen auf denselben Fertigungslinien erzeugt wie die Standardprodukte von Intel, wodurch Risiken in der Anwendung verringert werden.

Als erste Kunden erwartet man bei Intel Unternehmen, die Peripheriegeräte und programmierbare Steuerwerke in LSI-Technik herstellen, sowie Unternehmen der Datenübertragungs- und Telekommunikationstechnik mit Bedarf an speziellen Schaltungen. Die ersten Aufträge liegen bereits vor, doch hat Intel noch keine Namen genannt. Außer dem Zugang zur grundlegenden Siliziumwafer-Verarbeitung sollen die Kunden - so Intel - auch dieselben Entwurfshilfen verwenden dürfen, die intern zur Entwicklung modernster Layouts zur Verfügung stehen.

Die Siliziumschmelze, so wird behauptet, stellt den Kunden einen vollständigen Satz von Entwurfsanleitungen für den ausgewählten Prozeß zur Verfügung. Darüber hinaus erhält der Kunde Zugang zu den relevanten elektrischen Meßdaten, und er kann über die Hilfsmittel verfügen, mit denen physikalisch-mathematische Modelle der Schaltung entwickelt werden oder mit denen der Layout anhand der Entwurfsregeln und Schaltbilder geprüft wird.

*Robert Batt ist Mitglied der COMPUTERWORLD-Redaktion. Übersetzt aus COMPUTERWORLD von Hans J. Hoelzgen, Böblingen.