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Intel schreibt die Itanium-Roadmap um

16.01.2003
Intel entwickelt seine Itanium-Architektur mit neuen Prioritäten weiter: Der Umstieg auf 90-Nanometer-Technik wurde zugunsten der jetzt bereits für 2005 angekündigten Dual-Core-Version "Montecito" verschoben.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Intel hat die Roadmap für die Weiterentwicklung seiner Server-CPU "Itanium" drastisch verändert. Dabei wurde der Umstieg auf kleinere Strukturbreiten von 90 Nanometer zugunsten einer Ausführung des 64-Bit-Prozessors mit zwei Cores nach hinten verschoben.

Ursprünglich sollte nach der zweiten Generation des "Itanium 2", die derzeit unter dem Codenamen "Madison" gehandelt wird und im Sommer dieses Jahres in einem 130-Nanometer-Prozess gefertigt debütieren soll, 2004 eine Version mit Strukturbreiten von 90 Nanometer (Codename "Montecito") folgen.

Der 2005 erscheinende Dual-Core-"Montecito" soll den gleichen Sockel verwenden wie der aktuelle Itanium 2. Foto: Intel
Der 2005 erscheinende Dual-Core-"Montecito" soll den gleichen Sockel verwenden wie der aktuelle Itanium 2. Foto: Intel

Stattdessen wird Intel im kommenden Jahr eine verbesserte Version des Madison präsentieren. Der Montecito folgt 2005 und soll dann zwei Prozessorkerne aufweisen. IBM bietet dies bereits mit seinem "Power4" an, Sun dürfte seinen Dual-Core-"Ultrasparc-IV" heuer auf den Markt bringen, und HP hat ebenfalls einen entsprechenden PA-RISC-Boliden in der Pipeline.

Der für Intels Enterprise-Prozessoren zuständige Marketing-Manager Jason Wax erklärte gestern gegenüber "Computerwire", der Halbleiterkonzern liege beim Ausbau der Itanium-Familie im Plan. Demnach soll der Madison über 6 MB Level-3-Cache verfügen und mit 1,5 Gigahertz takten. Kurz darauf soll mit dem "Deerfield" eine "dichtenoptimierte" Variante des Madison für den Einsatz in Rack- und Bladeservern folgen. Diese dürfte allerdings weniger schnell takten und auch weniger L3-Cache an Bord haben.

Intel hatte bereits früher angedeutet, es plane eine Dual-Core-Ausführung des Itanium irgendwann um die Mitte der Dekade herum. Waxman erklärte gestern, man habe die Entwicklung vorgezogen und sich mit Montecito auf ein Erscheinungsdatum 2005 festgelegt. Grund für den Sinneswandel war nach Aussagen des Intel-Mannes die Erkenntnis, dass ein Dual-Core-Chip eine der besten Möglichkeiten darstelle, den Anforderungen der Kunden nach mehr Leistung nachzukommen.

Der "Doppelherz"-Itanium soll nämlich das gleich Packaging und die gleiche Sockeltechnik erhalten wie der Itanium 2. "Das heißt nicht unbedingt, dass er drop-in-kompatibel wird", schränkte Waxman ein. "Er wird aber den gleichen Grundsockel haben."

Eine Sprecherin des Konzerns ergänzte, der verzögerte Umstieg auf einen 90-Nanometer-Prozess habe nichts mit technischen Schwierigkeiten zu tun, sondern sei schlicht Ergebnis veränderter Prioritäten. Der für 2004 anstehende verbesserte Madison werde in etwa den gleichen Leistungsschub bringen wie der ursprünglich vorgesehene Single-Core-Montecito.

Dass Intel trotz der nun beschleunigten Dual-Core-Einführung gegenüber der RISC-Fraktion ins Hintertreffen geraten sei, wies Waxman von sich. Man biete mit dem Itanium bereits heute hervorragende Leistung und steigere diese auch schneller als der Wettbewerb. Außerdem werde Intel seine Dual-Core-Technik deutlich günstiger anbieten als IBM oder Sun. Wer Power4-Server von IBM einsetzen wolle, der zahle dafür "Hunderttausende von Dollars", so der Intel-Mann weiter. (tc)