Umtausch kostet bis zu 100 Millionen Dollar

Intel ruft fehlerhafte Hauptplatinen zurück

19.05.2000
MÜNCHEN (CW) - Intel startet eine groß angelegte Rückrufaktion. Betroffen sind Hauptplatinen mit dem "820"-Chipsatz, die seit November 1999 ausgeliefert wurden. Die Chipsätze arbeiten mit einer fehlerhaften Komponente, die im Extremfall Systemabstürze und Datenverluste verursachen kann.

Der Baustein, der die Umtauschaktion auslöste, ist der "Memory Translator Hub" (MTH). Dieser Chip übersetzt Informationen herkömmlicher SDRAM-Speicherbausteine, da der 820er Chipsatz im Grunde für die neue Rambus-Speicherarchitektur ausgelegt ist. Wegen des schleppenden Rambus-Starts wollten die Kalifornier ihren aktuellen Chipsatz für die alten Speichermodule zugänglich machen.

Michael Sullivan, Sprecher des in Santa Clara ansässigen Halbleiterherstellers, gab zu, dass knapp eine Million Rechner mit dem fehlerhaften Baustein ausgeliefert wurden. Der Austausch der Platinen könnte laut Dean McCarron, Analyst bei Mercury Research, im schlimmsten Fall bis zu 100 Millionen Dollar kosten. Anders als vor sechs Jahren, als die Company falsch rechnende Pentium-60-CPUs zurückrief, wird man diesmal den Kunden kaum zumuten dürfen, die Hauptplatine selbst auszuwechseln.

Das Problem mit dem 820-Chipsatz ist seit Februar 2000 bekannt. Ein Intel-Sprecher erklärte damals, der Fehler trete statistisch gesehen so selten auf, dass ein Austausch der Komponenten übertrieben sei. Mittlerweile hat die Chip-Company offenbar kalte Füße bekommen. Klagen wegen verloren gegangener Daten würden den Hersteller wahrscheinlich teurer kommen, als die Hauptplatinen auszutauschen.

Wie der Wechsel über die Bühne gehen soll, steht bislang noch nicht fest. Um festzustellen, ob das eigene System von dem Fehler betroffen ist, können Anwender ein Testprogramm von Intels Web-Seite herunterladen (www. intel.com/ support/mth).