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Intel-Prozessoren verspäten sich

25.10.2005
Sowohl in der Itanium- als auch in der Xeon-Baureihe kann Intel die Zeitpläne für neue Prozessoren nicht einhalten. Grund sind offenbar Qualitätsprobleme.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Sowohl in der Itanium- als auch in der Xeon-Baureihe kann Intel die Zeitpläne für neue Server-Prozessoren nicht einhalten. Der Nachfolger der 64-Bit-CPU Itanium 2, ein Dual-Core-Prozessor mit 90 Nanometer Strukturbreite unter dem Codenamen "Montecito", wird nicht im ersten Quartal des kommenden Jahres, sondern erst Mitte 2006 auf den Markt kommen. Er wird auch nicht die Stromspartechnik "Foxton" enthalten, sondern mit 1,6 statt 2 Gigahertz Taktfrequenz arbeiten, um nicht zu überhitzen. Außerdem wird der Frontside-Bus nicht mit 667 Megahertz, sondern mit 400 beziehungsweise 533 Megahertz getaktet. Die Performance dürfte also deutlich schlechter als geplant ausfallen.

Durch die Verzögerung beim Montecito ergeben sich auch Verspätungen bei den Nachfolgeprozessoren. Das Erscheinen des "Montvale" verschiebt sich von Ende 2006 auf das folgende Jahr. Die Nachfolge-Generation "Tukwila" mit vier oder mehr Rechenkernen soll 2008 statt 2007 auf den Markt kommen.

In der Xeon-Reihe von 32- und 64-Bit-fähigen Prozessoren entfällt der bisher vorgesehene Typ "Whitefield", eine Multi-Core-CPU für Server mit vier und mehr Prozessoren. In dieser Rechnerklasse müssen sich die Hersteller mit dem in Kürze erscheinenden "Xeon MP" und seinem für 2006 vorgesehenen 65-Nanometer-Nachfolger "Tulsa" bescheiden. Die für 2007 vorgesehene Baureihe Whitefield wird gleich durch den "Tigerton" ersetzt. Bei diesem Modell sollen die Prozessoren nicht mehr über den Frontside-Bus, sondern direkt mit dem Chipset verbunden sein.

Zugleich möchte Intel in künftige Prozessoren der Xeon- wie der Itanium-Reihe einen Memory-Controller integrieren. Diese Technik und eine direkte Prozessorverbindung sind die Hauptgründe, warum AMDs Opteron-CPUs schneller als Intels Xeon sind. Die neue Designvorgabe verlangt andere Chipsets. Das Ziel von Intel besteht nun darin, ein Chipset zu entwickeln, das sich für künftige Xeon und Itanium gleichermaßen eignet. Das würde den Entwicklungsaufwand nicht nur für Intel reduzieren, sondern auch für die verbündeten Server-Hersteller.

Als Grund für die Verzögerungen nannte Intel-Sprecher John McLaughlin das Ziel, in der Massenproduktion der Chips einen hohen Qualitätsstandard zu wahren. Das dürfte als Hinweis darauf zu verstehen sein, dass es Schwierigkeiten mit dem Design fehlerloser Prozessoren gibt. Dies hat sich zu einem Problem sämtlicher Prozessorhersteller entwickelt. Die Komplexität der Chips ist exponentiell gestiegen; die Hersteller können den Aufwand für neue Prozessorentwicklungen nicht mehr mit bisherigen Erfahrungswerten kalkulieren. Daraus ergeben sich inzwischen geradezu übliche Verzögerungen, nicht nur bei Intel. So gab es auch bei AMD mit dem Opteron und bei IBM mit der Power-Architektur beträchtliche Verzögerungen und Qualitätsprobleme. (ls)