Sicherheitssoftware mit offenem Quellcode

Intel pflegt zaghafte Open-Source-Ansätze

28.04.2000
MÜNCHEN (CW) - Mit einem Manöver, das Microsoft nicht gleich verärgern wird, öffnet sich Intel der Linux-Welt. Das Unternehmen wird seine Basissoftware zur Implementierung der Common Data Security Architecture (CDSA) kostenlos im Open-Source-Verfahren zur Verfügung stellen.

Die CDSA ist ein Set von Spezifikationen für die Entwicklung interoperationsfähiger Anwendungen mit Sicherheitsmechanismen. Eine von Intel Architecture Labs entwickelte CDSA-Software macht es möglich, Techniken wie Verschlüsselung, biometrische Kontrollen, digitale Zertifikate, Identifizierungs- und Autorisierungsmechanismen etc. in Applikationen zu integrieren, ohne eigenen Programmieraufwand zu erfordern.

Neu ist jetzt, dass Intel den Sourcecode offen legen und kostenlos zur Verfügung stellen will. Im Grunde handelt es sich also um ein Open-Source-Modell. Allerdings zeigt sich der Hersteller in einer Presseerklärung geradezu peinlich bemüht, Begriffe wie Linux nicht in den Vordergrund zu stellen. Stattdessen ist von der "worldwide development community" die Rede, und der Begriff Open Source wird nur in Anführungszeichen gebraucht.

Dafür ist Intel als erster Hersteller der Welt bemüht, eine Neuigkeit als alten Hut zu verkaufen. Man verweist in aller Ausführlichkeit darauf, dass die CDSA seit 1997 ein Standard der Open Group sei, wodurch Industrieexperten die Entwicklung dieser Software überblicken und mitgestalten könnten. In der Folge habe im letzten Dezember das Standardisierungsgremium die CDSA-Open-Spezifikation verabschiedet.

Jetzt soll, als erste und noch im Mai, eine Windows-Version von CDSA mit offenem Sourcecode erscheinen. Eine 32-Bit-Linux-Version kündigt Intel für August 2000 an, allerdings gibt es Gerüchte, sie könne ebenfalls schon im Mai herauskommen. Für einen zumindest vorgezogenen Termin spricht, dass Intel erklärt, man arbeite mit - ungenannten - "Führern der Linux-Gemeinde" an einer 64-Bit-CDSA-Version für den Itanium-Prozessor. Und dieses Software-Release hat der Chiphersteller selbst ebenfalls für August anvisiert. Es dürfte sich also lohnen, schon vorher der Website http://developer.intel.com/ial/security etwas Aufmerksamkeit zu schenken.