Der 64-Bit-Chip McKinley debütiert

Intel nimmt zweiten Anlauf mit dem Itanium

12.07.2002
MÜNCHEN (CW) - Intel hat den "Itanium 2" alias "McKinley" vorgestellt. Mit seiner zweiten Generation von 64-Bit-Prozessoren will der Hersteller dem Markt für Highend-Server-Chips nun endgültig seinen Stempel aufdrücken.

Beim Itanium 2 handelt es sich um den zweiten Chip auf Basis von Intels 64-Bit-Architektur Epic (Explicitly Parallel Instruction Computing). Der neue Intel-Bolide soll mit einer Reihe von Verbesserungen gegenüber dem im vergangenen Jahr eingeführten Itanium-Pionier aufwarten. Intels erster Itanium ("Merced") war vorrangig für Tests und in Nischenmärkten wie HPTC (High-Performance Technical Computing) und Simulationen eingesetzt worden. Im Vergleich zum Vorgänger bietet der Itanium 2 die doppelte Busbreite von 128 Bit, die für deutlich höhere Datentransferraten sorgen soll, sowie einen auf bis zu 3 MB vergrößerten integrierten Level-3-Cache. Der jüngste Itanium-Spross wird von Intels "E8870"-Chipsatz unterstützt, der Systeme von zwei bis 16 Prozessoren ermöglichen und im Herbst auf den Markt kommen soll. Anders als der "Merced", der als inkompatibler Exot debütierte, werden die beiden nächsten IA-64-Generationen pinkompatibel mit dem Itanium 2 sein und sich damit in den Systemen verwenden lassen, die im Lauf dieses Sommers erscheinen.

Der neue Intel-Bolide kommt zunächst in drei Varianten auf den Markt: Die günstigste taktet mit 900 Megahertz und kostet mit 1,5 MB L3-Cache 1338 Dollar. Fast doppelt so teuer ist die mit ebenso viel Cache bestückte Ausführung mit einem Gigahertz Taktfrequenz.

Sie schlägt mit 2247 Dollar zu Buche. Das Itanium-2-Flaggschiff schließlich verfügt über üppige 3 MB L3-Cache und taktet ebenfalls mit einem Gigahertz. Es kostet mit 4226 Dollar etwas weniger, als die Risc-Konkurrenz für ihre Midrange- und Enterprise-Server-CPUs verlangt. Branchenkenner erwarten, dass die Preise drastisch fallen werden, sobald Intel seine Fertigungskapazitäten steigert.

Zu den ersten Server-Herstellern, die bereits Systeme auf Basis des neuen 64-Bit-Chips angekündigt haben, gehören Hewlett-Packard (HP), IBM und SGI. Gleich vier Modelle bilden den Auftakt für HPs künftiges Portfolio an Itanium-2-Servern und -Workstations. Dabei handelt es sich zum einen um die Ein-Wege-900-Megahertz-Workstation "ZX2000" ab 4500 Dollar sowie die Workstation "ZX6000" mit maximal zwei auf 900 Megahertz oder ein Gigahertz getakteten CPUs zu Preisen ab 6400 Dollar. Darüber hinaus bietet der Hersteller den Dual-Prozessor-Server "RX2600" mit 900 Megahertz oder ein Gigahertz (ab 7300 Dollar) und den Einstiegs-Server "RX5670" mit bis zu vier auf 900 Megahertz oder ein Gigahertz getakteten Itanium-2-Chips ab 23 400 Dollar.

"Aus dem Mainframe-Bereich entlehnte Fähigkeiten für den 64-Bit-Intel-Markt" verspricht IBM mit einer bis auf 16 Prozessoren skalierbaren 64-Bit-Variante des "X440", die voraussichtlich im Herbst Marktreife erlangt haben wird. SGI wiederum will Systeme auf Basis der neuen Intel-CPU im Rahmen seiner HPC-Server-Familie auf den Markt bringen. Dabei plant der Hersteller, seine Shared-Memory-Computing-Architektur um die Unterstützung für Itanium-2-basierende Linux-Systeme zu erweitern. Etwas peinlich für Intel dürfte es sein, dass ausgerechnet Dell, das sich im Markt für Intel-gestützte Systeme in die Oberliga gespielt hat, bislang eher verhaltenes Interesse zeigt. Man werde mit der Markteinführung Itanium-2-basierender Systeme warten, bis die Nachfrage entsprechend angezogen habe, heißt es derzeit. Bis es so weit ist, will sich der Direktanbieter auf die Auslieferung seiner "Poweredge-7150"-Server beschränken, die von dem Itanium-Erstling angetrieben werden.

Bei allen Verbesserungen bezweifeln Analysten dennoch, dass Intels Neuer, der - anders als die erste Itanium-Generation - nicht mehr Jahre, sondern nur noch rund sechs Monate später auf den Markt kommt als ursprünglich erhofft, den Risc-dominierten Highend-Server-Markt knacken wird. "Im Bereich der Acht-Prozessor- und eventuell bis zu 16-Wege-Systeme wird es zunehmend Intel-Installationen geben, die Risc-Systeme ablösen", prognostiziert Andrew Butler, Vice President bei Gartner. "Ich glaube aber nicht, dass Intel noch zur Lebenszeit von IA 32 echte Highend-Risc-Designs verdrängen wird." Im Wesentlichen erwartet der Gartner-Mann für den zweiten Itanium den gleichen Markt wie für den ersten. "Einen Großteil des Itanium-2-Markts werden vermutlich HPs RX-Server ausmachen, die erneut vornehmlich für Software-Deployment, Tests und Portierung eingesetzt werden. Vielleicht erleben wir auch ein bisschen Technical Computing", so Butler. (kf)