P6-Bustechnik an Drittanbieter lizenziert

Intel lockert die Fesseln der Pentium-II-Prozessoren

29.05.1998

Analysten und konkurrierende Anbieter hatten wiederholt moniert, Intel etabliere mit der Zurückhaltung der Bustechnologie eine Art Monopol im Markt für Pentium-II-kompatible Chipsets. Auch die US-Kartellwächter, die das Geschäftsgebaren der Kalifornier derzeit kritisch unter die Lupe nehmen, waren auf diesen Umstand aufmerksam geworden.

Bei Intel bestreitet man hingegen einen Zusammenhang des Einlenkens mit den wettbewerbsrechtlichen Untersuchungen von US-Behörden. "Das hat damit nichts zu tun", erklärte ein Sprecher. Die Entscheidung sei vielmehr aufgrund der Nachfrage verschiedener Hersteller und aus volumenbedingten Erwägungen heraus gefallen. Wer die auserwählten Lizenznehmer sind, möchte Intel vorerst nicht verraten. Einige Insider spekulieren, es könnte sich um Standard Microsystems handeln.

Ob Pentium-II-Komponenten und damit auch komplette PC-Systeme nach der Freigabe an Dritte billiger werden, ist allerdings zweifelhaft. Bei Intel jedenfalls legt man Wert auf die Feststellung, daß es sich bei der Lizenzvergabe um einen "fairen Austausch" handeln müßte. Im Vergleich zu den Socket-7-kompatiblen Chipsätzen der Pentium-Generation stecke in der P6-Technik wesentlich mehr Know-how, das Rückschlüsse auf die angeschlossenen Prozessoren zulasse. Chipsatzhersteller, die dieses Wissen nutzen wollten, müßten entsprechende Gegenleistungen anbieten. Diese könnten etwa in Form eigener Patente erbracht werden. Unternehmen, die diesen Technologieaustausch nicht mitmachen wollen oder können, werden nach dieser Lesart wohl kräftig zur Kasse gebeten.